Reiseurlaub
Tour durch die französischen Alpen
www.chdex.de
(p) 06.08.01



Unser Jahresurlaub vom 21.7. bis 1.8.2001
 

Eigentlich hätte es dieses Jahr in die Pyrenäen gehen sollen, aber durch Astrids Jobwechsel konnten wir nur einen zweiwöchigen Urlaub rausschlagen. Für die weite Anfahrt in die Pyrenäen war uns das zu wenig Zeit. Also nahmen wird das, was doch so nahe liegt: die Alpen. Damit's nicht ganz so einfach wird haben wir uns für die südlichen, französischen Alpen entschieden und wollten uns auch noch die Provence näher ansehen.

Da Astrid bei dieser Tour ihr Reisetagebuch deutlich fleissiger als ich geführt hat, stammen die folgenden Kommentare aus ihrer Feder. Meinereiner war jedoch nicht ganz faul - ich habe mich fast ausschliesslich um die Routenplanung und das Vorausfahren gekümmert; so ist das eben mit der Arbeitsteilung. In den gelb hinterlegten Kästen habe ich kurze Kommentare angefügt, die zusätzliche Informationen (Routen, Links zu interessanten externen Seiten) bieten sollen. Die Fotos stammen aus der Digitalknipse.
 
 Astrid's Reisetagebuch
Sa. 21.7.
Heute heißt es wieder mal Koffer und Rackpack aufschnallen und los geht´s Richtung Frankreich. Durch die Schweiz benutzen wir die Autobahn bis zum großen St. Bernhard. Verdammt noch mal, ich komme mit der TransAlp nicht um die 180°-Kehren. Jedesmal fahre ich die Kurven falsch an und falle dann fast um (weil, frau fährt ja langsam - es könnte ja glatt sein!!).
O.k., endlich drüben in Italien, die Straßen super, der Verkehr infernalisch, es wird tierisch heiß. Erst mal Klamotten runter, Sprit in den Tank und weiter zum kleinen St. Bernhard. Das gleiche Spiel in den Kehren, dann ein netter Schweizer, der mich überholt und gemütlich vor mir herzottelt, so daß ich eine Richtschnur habe, wie ich um die Kurven komme.
Phuuuuh, auch geschafft. Jetzt ist´s wieder gemütlich, wir fahren um kurz vor Halb-7 in Tignes ein, suchen uns eine urige Skifahrerpension und warten ewig auf´s Essen. Die Zimmer sind rustikal (alte Armeebetten), aber sauber, das Klo ist gegenüber, die Dusche ein Stockwerk drüber oder drunter und der Staub auf den Möbeln läßt darauf schließen, daß im Zimmer mindestens 20 Personen verstorben sind (... zu Staub wirst Du). Ansonsten ist das Hotel und die dazugehörende Kneipe leer.
Endlich - Essen!! Es gibt Schweinesteak mit Pommes, davor Salat und danach Obstsalat. Ist nicht unbedingt Haute Cuisin, aber es gibt reichlich und macht satt. Jetzt noch ´ne Dusche und dann ab in die vorsintflutlichen Betten - in Morpheus Arme.
 
 

So. 22.7.
Ein karges Frühstück, blauer Himmel und strahlende Sonne erwarten uns. Ebenso der Col de l´Iseran. Super Kurven, viel Spaß und am Aussichtspunkt ein Italiener, der meine TransAlp bewundert (was will frau mehr). Auf geht´s zum nächsten Paß, dem Col du Galibier. Die Kehren werden mehr, aber langsam hab ich den Dreh raus (allerdings geht mein Sprit zur Neige).
O.k., nur zur Übung, nicht zur Strafe - als nächstes kommt der Col de Vars an die Reihe. Oben angekommen, gibt´s erst mal ´ne kalte Cola und viele Bikes (und Biker) zum Gucken. Aber auch die schönste Pause geht mal zu Ende und immerhin haben wir noch 100 km vor uns.
So, weil es so schön war, zum Abschluß noch ´nen Paß (den heutigen Oberhammer): den Col d'Allos. Waaaaahhhh, ich will absteigen. So eng, so kurvig, rechts Berg, links Abgrund, jede Menge Verkehr und ich völlig ausgepumpt. Das sind die längsten Kilometer meines Lebens.
Endlich, endlich, Castellane. Campingplatz suchen, Zelt aufbauen, unter die Dusche (dringend nötig) und dann ab zum Essen. In der weiteren Nachbarschaft ist ein nettes Hamburger/Kölner Pärchen: Susanne und Frank, die uns gleich zum Wein einladen. Susanne fährt auch ´ne TransAlp und Frank eine AfricaTwin. Da wir aber nach dem Essen so fertig sind, ziehen wir dem guten Wein die harte Isomatte vor. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Die Route: Niedereschach, Schaffhausen, Zürich, Bern, Montreux, Martigny, Gd. St Bernard (2473), Aosta, Petit St Bernard (2188), Tignes (vor Val d'Isere). - Col de l'Iseran (2764), St Michel, Col du Galibier (2646), Briançon, Guillestre, Col de Vars (2109), Barcellonette, Col d'Allos (2247), St. André, Castellane (Seealpen).

Mo. 23.7.
So, nach ner ruhigen Nacht, nur gestört vom Siruptropfen des Baumes unter dem unser Zelt steht, geht´s ab ins Dorf zum Frühstücken. Für knappe 13 Mark packen wir nicht mal unseren Kocher aus.
Rauf auf´s Bike, Sprit in den Tank und los geht´s in den Grand Canyon du Verdon. Wahnsinn´s Landschaft, super Kurven und (bis zu) 34° im Schatten, was bedeutet, daß der Asphalt langsam aber sicher schmilzt. Aber bei druchschnittlich 60 km/h stört uns das nicht weiter. Also, wie gesagt, der Schweiß rinnt, die Sonne knallt, die Straße macht mir Spaß (Christoph beschwert sich wegen der vielen Holper - tja, TransAlp muß man fahren) und ein Cafe am Straßenrand lädt uns in der größten Mittagshitze zu einer Rast ein. Nach ´ner Stunde geht´s auf zur nächsten Etappe. Den ganzen Spaß auf der anderen Seite des Canyon wieder zurück.
 
Zurück in Castellane noch kurz zum Supermarkt und auf dem Campingplatz ein kaltes Heineken vor der Dusche. Abends, nach einem guten Essen, gibt´s noch Fachsimpeleien mit Frank und Susanne bei Rotwein und Bunsenbrennerlicht.

Di. 24.7.
Wieder Frühstück in der Stadt. Haben uns entschlossen, in Jeans zu fahren, von wegen Hitze und so (morgens um ½ 10 = 30°). Ist etwas ungewohnt und wir fahren wie auf Eiern, aber der Wind um die Beine tut gut. So, gut gekühlt geht´s los, zuerst die Schlucht Gorges de Daluis, dann der Col de Valberg, die Gorges du Cains, dann über eine Nebenstraße in das Val de Tineé. Weil das noch nicht genug ist, klappern wir noch den Col de la Bonette (Super!!!!!) und den Col de la Cayolle ab. Wir sollen es bitter bereuen, so weit nördlich gefahren zu sein - wir müssen nämlich wieder zurück. Aber auch das schaffen wir noch.


Col de Valberg (1821): geniale Flottfahr-Straße. Col de la Bonette (2802): höchster befahrbarer Pass der Alpen, weit überhalb der Baumgrenze, beeindruckend, leider war die Aussichts-Schleife 'Cime de la Bonette' gesperrt. Col de la Cayolle (2326): liebliche Landschaft, schmale Straße mit wechselndem, holprigem Belag.

Mi. 25.7.
Heute haben wir uns entschlossen, unser Frühstück im nächsten Restaurant zu uns zu nehmen. Siehe da - es gibt mehr und kostet weniger.
Gegen 11 Uhr (frau ist ja im Urlaub) fahren wir los, die Route Napoleon. In Cannes fahren wir, an den Schönen und Reichen vorbei, auf der Küstenstraße nach St. Raphael / Fréjus. Die Hitze schlaucht uns, aber nichtsdestotrotz fahren wir auf der kurven- und aussichtsreichen N7 zurück nach Cannes, dann wieder über Grasse die Route Napoleon zurück nach Castellane.

Do. 26.7.
Eigentlich wollten wir uns heute tief in die Provence hineinwagen zum Mount Ventoux, aber unterwegs ist´s dann so heiß und Christoph klappt fast zusammen. Deshalb fahren wir ab Digne auf der D900A zu den Clues de Barles. Ist auch ganz nett. Landschaftlich gefällt mir heute besonders ein weites Tal, in dem der Weizen sehr hoch steht.
Mittags machen wir eine etwas längere Einkehr zum Essen in einem Straßencafe in ´nem Bergdorf (La Javie). Ist gut und reichlich. Wieder zurück in Castellane beobachten wir das Leben auf dem Campingplatz und suchen uns für morgen eine gute Strecke in den Norden aus. Wir hoffen, daß es weiter nördlich etwas kühler ist.

Fr. 27.7.
Der Wecker reißt uns um 7 Uhr aus seligem Schlaf. Erst mal heißt es ARBEITEN!! Wir müssen das Zelt abschrubben, damit wir es klebefrei einpacken können. Susanne und Frank packen auch gerade ein und so können wir noch gemeinsam frühstücken. Gegen 10 geht's dann los Richtung Norden. Es ist schon wieder so knalleheiß, daß ich schon nach kürzester Zeit alle Viere von mir strecken will. Allerdings haben wir noch diverse Cols vor uns - den Col de Maure, den Col d´Ornon und die Auffahrt zum Col de la Croix de Fer (Col du Glandon). Ein bißchen viele Cols für meine Verfassung und deshalb lassen wir den Col de la Madeleine aus und suchen uns vorher einen Campingplatz. Den haben wir in St. Avre (bei La Chambre) gefunden, recht schnuckelig, etwas teuer und voll in holländischer Hand.

Die Route: Digne, Col de Maure (1346, D900 nördlich von Digne, kaum der Rede wert), Col Lebrault (1110) an Lac de Serre-Ponçon (nur erwähnenswert wegen der hübschen Aussicht auf den See), Gap, N85 bis La Mure, Col d'Ornon (1371) vor Bourg-d'Oisans, Col du Glandon, (1924, Tour de France-Strecke, genial).

Sa. 28.7.
Erst relativ spät geht es heute auf Strecke. Zuerst überwinden wir den Col de la Croix de Fer, dann zurück über den Col Glandon (es tröpfelt, und wir fahren in Jeans), schließlich wieder zurück über den Col Glandon (in Leder), In Bourg-d'Oisans haben wir einen netten Regenstop an einer Tankstelle, wo sich in kurzer Zeit ein ganzes Rudel Biker unterschiedlichster Nationen versammeln (die Autos haben keine Chance zu tanken). Weiter geht's rauf nach Alpe-d'Hues und über den Col Sarenne (1999) wieder runter - absolut abenteuerlich (Breite ca. 2m, Wasserdurchfahrten und Split bis (fast) zu den Rasten, ein bißchen Regen dazu) - das ist noch nicht das Ende!! - es folgen: der Col de Lautaret (2058) hoch zum Col de Galibier. Hier dicker Nebel und eine Schafherde mitten drin, runterzus wieder Regen, kalt ist´s auch noch (10°). Es zehrt an den Kräften und deshalb fahren wir schnurstracks zurück zum Campingplatz zum Essen und Duschen.

So. 29.7.
Jeden Tag starten wir später - heute ½ 11 - aber wir haben ja Urlaub. Zuerst nehmen wir den Col de la Madeleine (2000) in Angriff, was mir nicht so gut bekommt. Auf dem unebenen Straßenbelag komme ich mächtig ins Rutschen und werde immer langsamer, so daß Christoph etwas auf mich warten muß. Aber auch der Paß wird geschafft. In Moutiers müssen wir erst mal eine Tankstelle suchen und schließlich machen wir uns auf den Weg nach Val Thorens, eine Ski-Retoren-Stadt oben am Berg. Das einzig Gute dort ist die Temperatur (ca. 18°). Wir stellen fest, daß wir keinen Bock mehr haben zum Weiterfahren und so geht´s dann wieder über den Col de la Madeleine zurück nach St. Avre.
 

Mo. 30.7.
Haben heute wieder mal lange geschlafen und dann das Zelt abgebaut, bevor es zum Frühstück geht. Nochmals steht der Col de la Madeleine auf dem Programm, gefolgt von einer Nationalstraße (N90 bis Albertville, N212 Ugine - Flumet). Danach biegen wir wieder ab in die Bergwelt über den Col des Aravis bis nach Petit Bornand, wo wir uns einen Campingplatz suchen (aber erst nach einem Besuch bei McDonalds in Bonneville). Übrigens: Petit Bornand ist mit Bonneville über eine wunderhübsche Schlängel-Straße verbunden: Fahrspass pur.
Abends finden wir ein unscheinbares Lokal (Hotel des Balances), wo wir jedoch hervorragend essen. Zurück am Zelt bekommen wir Besuch von einem Biker aus Saarbrücken, der mit uns noch eine Flasche Rotwein niedermacht - d.h., es wird noch ein lustiger Abend.

Di. 31.7.
Auch heute wieder ein langes Schläfchen und ein ausgedehntes Frühstück. Gegen ½ 11 machen wir uns auf den Weg zum Col de la Colombière (1618), den letzten "großen" Col auf unserer Reise. Ein paar grüne Strecken werden noch abgefahren, aber wegen der Hitze werden die Pausen immer größer, bis wir schließlich wieder bei McDonalds landen.
Zurück auf dem Campingplatz überlegen wir, was wir morgen noch fahren wollen und kommen zu dem Schluß, daß wir uns wohl auf den Heimweg machen. Alle großen (Dex: viele) Pässe in der Gegend haben wir abgefahren, die Reifen sind bald platt (zumindest die Flanken des VFR-Hinterrades) und die Hitze macht uns schwer zu schaffen.

Mi. 01.8.
Um 7.30 Uhr klingelt der Wecker und nach dem Frühstück packen wir unsere Siebensachen. Nachdem der Tank wieder voll ist, machen wir uns über die beiden letzten Cols her, den Col de Montets und den Col de Forclaz. Dann heißt es auf der letzten Etappe Autobahnkilometer schrubben. Ist tierisch anstrengend bei der Hitze (bis 32°), aber kurz nach 4 atmen wir schon wieder heimatliche Luft und um kurz nach 7 ist schon fast wieder alles aufgeräumt (bis auf die Sauerei, die morgen auch noch liegt).
 
 Nachwort
Alles in Allem war diese Alpentour sehr anstrengend und supergut. Der Straßenbelag wollte manchmal wegen der Hitze einfach verdampfen, aber bei entsprechender Geschwindigkeit war das kein Problem. Wir haben wohl die heißeste Jahreszeit erwischt, was wirklich an den Kräften zehrte. Es ist zu empfehlen, sich auf folgende Art und Weise Kühlung zu verschaffen:
  • Fahre schneller als 80 km/h (aber bitte nicht in kurzen Hosen)
  • Fahre zum nächsten Bergsee und stürze Dich rein
  • Fahre über den höchsten Paß und bleibe bis abends oben
  • Fahre zum nächsten vollklimatisierten Supermarkt und bleibe dort, bis er schließt (am besten in der Nähe der Tiefkühltruhe)
  • Fahre zu McDonalds - dort gibt es eine Klimaanlage
  • Fahre in die nächste Eisdiele und iß Dich die Eiskarte hoch und runter
  • Fahre nicht im Hochsommer in die Alpen
Trotz der Hitze werden wir nächstes Jahr, voraussichtlich im September, wieder eine solche Tour starten, allerdings mit Sightseeingprogramm, weil nur Fahren irgendwann nicht mehr so viel Spaß macht, die Reifen platt macht und viel Sprit kostet.
 
 Dexi's Meinung
Es war schon ein Schlauch: 3500 km in 12 Tagen, fast nur kurvige und passige Straßen, zu einem erheblichen Teil nicht gerade mit renntauglichem Belag. Aber es besteht kein Zweifel, es hat sehr viel Spass gemacht. Meine Handgelenke haben sich nach 4 Tagen wieder erholt und dem abgefahrenen BT57 trauere ich auch schon nicht mehr nach (obwohl er vor der Tour neu montiert wurde). Mit der Transalp sind die Alpen wohl besser zu meistern, der Name des Mopeds ist wirklich gut gewählt. Astrid kam mit jedem Kilometer besser durch die Kurven und fährt nun schon deutlich flüssiger als mit der NTV.
Auch ich freue mich schon auf die nächste Alpentour, und meine VFR ebenso.

© 2001 Christoph Dexheimer + Astrid Flaig, http://www.ChDex.de