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Vorwort |
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Diesmal möchte ich unseren Jahresurlaub etwas ausführlicher dokumentieren,
ohne viele Tricks, dafür aber mit umso mehr Informationen und Bildern.
Vorneweg ist zu sagen, dass wir beide grosse Irland-Fans sind, für Astrid
war's bereits der 5'te Irland-Urlaub, für mich der zweite. Da kam es für
uns sehr gelegen, dass ein befreundeter Biker (Alex) einen Motorrad-Trip
auf die Insel plante, an den wir uns ganz bequem anhängen konnten, denn
unsere Irland-Erfahrungen hatten wir bis dorthin ohne Moped gesammelt.
Glücklich und endlich gesellte sich noch Oli Geiger zu uns, der über eine
Anzeige in Motorrad-Online auf unser Vorhaben aufmerksam wurde - eine sehr
gute Erweiterung unserer Mini-Gruppe, wie sich herausstellen sollte.
Also wurde die Fähre Roscoff-Cork gebucht und die Koffer und Taschen
gepackt. Zur Dokumentation der Reise kam der Digital-Foto mit ins Gepäck,
der die Tour übrigens schadlos überstanden hat, zur Sicherheit
hatten wir jedoch auch noch die gute alte Spiegelreflex mitgenommen.
Hinweis: Mini-Fotos anklicken, um sie zu vergrössern.
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Bilder-Tagebuch |
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Fr. 18.08. - Fahrt in die Bretagne
Wir treffen uns mit Alex am P+M in Rottweil und starten um 7:10 Uhr bei
Gewitter, doch die erste Pause kommt bereits nach 10 Minuten: der Regen ist
einfach zu stark, um weiterzufahren. Ausserdem schlagen ständig Blitze neben
uns ein; was für ein Auftakt. Doch wir bleiben in der Zeit. Nach 1214 km und
13 Stunden sind wir in Roscoff, puh das war Arbeit. Wir haben noch
zwei Stunden Zeit bis die Fähre anlegt. Nach einem kleinen Snack und einem
Pint Murphys sinken wir in die Betten - weder das Doppelstockbett noch das
sanfte Geschwanke können den Schlaf aufhalten.
Sa. 19.08. - Fähre, Fahrt nach Schull
Wir haben die Zeitdifferenz von einer Stunde vergessen und frühstücken ohne
Alex. Kurz nach 12 ist die Insel in Sicht, juhu. Die Einfahrt in die
Hafenbucht macht die Strapazen des Vortages endgültig vergessen.
Oli erwartet uns bereits am Fährhafen. Wir fahren nach Schull (Südküste)
durch alle Formen von Regen aber geniessen es. Der Regen gehört zu dieser
Landschaft wie die Schale zum Ei, ausserdem regnet es nie lange,
wenigstens nicht wenn wir auf den Mopeds sitzen. Nach kurzer Suche
erwischen wir ein B+B für 17£; der Abend wird mit Fast-Food vom Takeaway
und ein paar Pints gemütlich beschlossen.
So. 20.08. - Mizen, Sheep's Head
Nach dem Frühstück (Poridge, Eier und Speck) laben sich Astrid und ich
an der Aussicht von unserem B+B (Bild rechts).
Wir fahren zum Mizen Head und besichtigen die Signalstation. Weiter geht's
über Sheepshead (die zweite Halbinsel von Süden her) nach Bantry. Am
Sheep's Head gefällt es und ganz besonders: die schroffe, karge Landschaft
und das wunderbare Wetter halten uns über eine Stunde am Aussichtspunkt.
Schön, dass es hier nicht so von Touristen überlaufen ist, obwohl diese
Region zu den beliebtesten Reisezielen in Irland zählt.
Mo. 21.08. - Beara, Iveragh
Noch während des Frühstücks beginnt es zu regnen, doch wir starten nach
kurzer Wartezeit in einen sonnigen Morgen. Es geht über den Ring of Beara
(Healypass) in den Ring of Kerry, wohl eine der bekanntesten Gegenden
Irlands. Immer wieder kommen wir durch kurze Schauer, die aber gar nicht
stören. Die Landschaft ist wunderschön schroff, wenn auch wenig
abwechslungsreich. Zur Krönung des Tagen erwischen wir ein super B+B in
Cahersiveen im Westen des Ring of Kerry, das zwar 19£ kostet, aber direkt
aus unserem Zimmer eine atemberaubende Aussicht bietet. In einem kleinen,
wenig besuchten Pub vernasche ich einen wunderbaren Shepard's Pie zum
Abendbrot.
Di. 22.08. - Dingle, Tralee
Die B+B-Gastgeber servieren uns ein exquisites Frühstück. Nach ausgiebigem
Spielen mit dem Hund, der (wie alle Fiecher) total auf Oli fixiert ist,
fahren wir direkt nach Tralee, wo wir die nächste Nacht geplant haben.
Das Städtchen ist jedoch total überlaufen: das Festival "Rose of Tralee"
ist in der entscheidenden Phase; eine Schönheitskönigin soll gewählt werden.
Trotzdem ist unsere B+B-Suche sofort erfolgreich aber teuer (20£). Die Dame
des Hauses bucht uns dafür gleich Karten für das "Siamsa Tire"-Theater.
Dann fahren wir eine große Runde auf Dingle in der wir auch den Connorpass
überqueren (trist, bewölkt, grandios).
Das Theater gefällt allen. Das Stück erzählt über den Jahreszyklus eines
typischen, alten Bauerndorfes. Es ist in irisch (=gälisch) gesprochen bzw.
gesungen, doch die Gesamtaussage ist problemlos zu erkennen: sehr
empfehlenswert. Danach stürzen wir uns ins Festivalgetümmel: ganz
Irland scheint sich hier versammelt zu haben. Wir tappen durch die hell
beleuchteten Strassen und bleiben einige Minuten bei einem Konzert stehen:
die Jungs auf der Bühne spielen alles quer Beet was Laune macht, und machen
kräftig Stimmung.
Mi. 23.08. - Fahrt nach Doolin
Frühstück um 9, statt 8:30, ein Fahrtag steht an, wir wollen nach Doolin.
Dazu überqueren wir den Shannon bei Tarbert mit der Fähre (5£ pro Mensch
und Bike), weiter geht's an der Westküste, und die Sonne lacht dazu.
Wir nisten uns in einem noblen B+B (19£) für drei Nächte ein, und schon
wieder gibt es Hunde, diesmal gleich 3, und alle lieben Oli (er war
vermutlich in seinem letzten Leben ein Hund).
Eine kleine Ausfahrt nach Lisdoonvarna vertreibt uns die restliche Zeit am
Nachmittag, nur die Suche nach einer Cashmachine (Geldautomat) kostet 40
km; Erfolg haben wir in in Lehinch. Abends gibt's Rost Chicken im
O'Connors Pub.
Do. 24.08. - Cliffs of Moher
Heute ist Wandern angesagt, man kann ja nicht immer biken. Und doch, die
6 km zum Parkplatz an den "Cliffs of Moher" legen wir motorisiert
zurück, in Wanderklamotten versteht sich. Wir, d.h. Astrid und ich,
marschieren bis an den hinteren Turm und zurück (ca. 8 km), und das bei
brütender Hitze. Alex und Oli laufen von Doolin aus (8 zusätzliche km),
trampen aber jene Strecke auf dem Rückweg, es ist einfach zu warm. Die
Cliffs, ein absolutes Muss für jeden Irland-Touri, sind erwartungsgemäß
atemberaubend.
Der Abend dient diesmal dem Füsse-Entspannen; wir unterhalten uns mit
ein paar deutschen Musikern und einem Herrn aus Belfast, der mir einiges
über Nordirland erzählt, und uns eine Runde spendiert. Er geht leider,
bevor wir uns revanchieren können.
Fr. 25.08. - Day off
Und noch ein Wandertag, so war es jedenfalls geplant. Allerdings tuckert
uns die Fähre vor der Nase weg, mit der wir auf Inishmore, eine der
'Aran Islands' kommen wollten. Das Bootchen war ausgebucht, und es gibt
keine zweite Möglichkeit an diesem Morgen. Also beschliessen wir,
ersatzweise Golf zu spielen; nun ja: "Pitch and Put", was Golf schon
recht nahe kommt, aber auch für blutige Laien geeignet ist (man denke
an den armen Rasen). Alex hat einen Durchhänger und spielt nicht mit,
aber Oli, Astrid und Dex finden's genial, doch leider wird unser
Spieltrieb durch einen heftigen Regenschauer vorzeitig beendet.
Am Nachmittag haben wir eine Grundsatzdiskusion, weil Alex am liebsten
abbrechen möchte, doch wir können ihn überreden, weiter zu machen. Wegen
der hohen Preise der B+Bs entschliessen wir, ein paar Nächte auf Hostels
umzusteigen. Der Abend verläuft englisch-unterhaltsam im McGuns-Pub.
Sa. 26.08. - The Burren, Galway
Und weiter geht's im Programm, wir wollen nach Galway, aber, der Weg ist
ja bekanntlicherweise das Ziel, fahren wir durch "The Burren". Das ist
eine hügelige Landschaft, deren pflanzenlose Erhebungen eine schon fast
lebensfeindliche Stimmung verbreiten. Eine der Attraktionen von der
Burren ist sicherlich die Bärenhöle "Allwee Cave": dunkel, feucht, toll,
nur leider viel zu dunkel zum fotografieren.
In Galway beginnt die Suche nach einem Suzuki-Händler, denn Oli's
Hinterreifen macht schon einen recht zahnlosen Eindruck. Alex hilft ihm
bei der Organisatorik, trotzdem brauchen die Beiden über 3 Stunden, bis
ein Händler gefunden und der Reifen montiert ist.
Astrid und ich tätigen in der Zwischenzeit einige Einkäufe im Supermarkt
und halten Lunch auf der Wiese vor einem Krankenhaus (die einzige Bank,
die wir finden konnten). Das B+B ist muffig, eng und knarzt bei jedem Tritt,
also bleiben wir aus solange es geht, was in Galway auch kein Problem ist,
schon gar nicht Samstag abends. Übrigens: wer in Galway Station macht,
sollte sich auf alle Fälle den "Quays"-Pub ansehen; die Einrichtung
stammt aus einer alten Kirche (in Deutschland kaum vorstellbar).
So. 27.08. - Durch Connemara nach Clifden
Nach einer modrigen B+B-Nacht (Hostels wurden uns in Galway nicht empfohlen)
bekommen wir zum Ausgleich ein anständiges Frühstück. Dann machen wir uns
auf den Weg nach Clifden, d.h. wir fahren durch Connemara. Bei Maam Cross
zweigen wir in Richtung Süden von der Nationalstrasse ab und erkunden
einige, auf unseren Landkarten grün gezeichnete, Strassen. Diese Landschaft
ist ein absoluter Augenschmaus: Liebliche Hügel fügen sich in bunt-grüne
Ebenen, die von kleinen Seen durchzogen sind, es ist traumhaft. An der
Küste finden sich sogar einige ansehnliche Sandstrände.
In Clifden angekommen steigen wir im Town-Hostel ab (10£). Dies ist unser
erster Hostel-Kontakt und er ist recht erfreulich. Das 4-Bett-Zimmer ist
zwar klein, aber sauber, und wir brauchen es nicht mit Anderen zu teilen.
Der Hostelwirt ist sehr freundlich und klärt uns über allgemeine
Hostel-Sitten und ein paar Eigenheiten der englischen Sprache auf, die uns
noch unbekannt waren.
Mo. 28.08. - Connemara
Die erste Nacht im Hostel ergibt, dass die Betten doch schon recht
durchgelegen sind, aber das Frühstück im benachbarten Coffeeshop bringt uns
wieder auf die Beine. Das Frühstück eingerecht, ist der Preisvorteil eines
Hostels recht gering, allerdings sollte sich noch herausstellen, dass wir
eine recht teuere Unterkunft gewählt hatten.
Astrid und ich starten eine weitere Rundfahrt durch Connemara: die N59 und
R335 rauf nach Westport, wieder nach Süden über Maam Cross in die
Seenplatte. Alles sehr abwechslungsreich, es geht von saftigem Grün bis zu
einer grauen Mondlandschaft. Lange Zeit hat man die "12 Pins" im Blick,
eine gewaltige Bergformation, die immer einen guten Hintergrund abgibt.
Den Abend verbringen wir im Hostel, wo wir eine Lehrerin aus Freiburg
kennen lernen, mit der eine nette Unterhaltung aufkommt.
Di. 29.08. - Fahrt nach Sligo
Ausschlafen bis 9, gemütliches Frühstück, wir wollen wieder 'mal ein paar
Kilometer schrubben. Das Ziel ist Sligo, meiner Meinung nach das Tor zum
Norden Irlands. Die Hälfte der Strecke kennen wir bereits aus unserer
Connemara-Erkundung.
In Sligo erwischen wir ein Hostel, das von aussen zuerst einen recht
suspekten Eindruck macht und auch noch direkt neben dem Hafen liegt. Doch
drinnen erhalten wir ein rießiges Zimmer mit Dusche/WC (= en suite) für
uns alleine. Nach kurzer Zeit haben wir den zur Verfügung stehenden
Raum restlos belagert.
Wir decken uns im Supermarkt mit Wein und Chips ein, und speisen getrennt:
Astrid und ich bei McDonalds, Oli und Alex bei Burger King (äh, die soll
einer verstehen). Übrigens: im Supermarkt kauft Oli eine Flasche
Orangensaft, die er direkt hinter der Kasse antestet; das Zeugt schmeckt
absolut obergrauslig, bis uns ein netter Angestellter des Ladens aufklärt,
dass man den Inhalt der Flasche doch bitte wenigstens 1:10 verdünnen
sollte (ein entsprechender Aufruck fehlte allerdings).
Wir beschliessen den Tag mit Wein und Chips im Hostel und spielen Karten.
Mi. 30.08. - Fahrt nach Letterkenny
Ich habe die Nacht in einem schrägen Bett einigermaßen überstanden.
Nach einem "Traditional Irish Breakfast" (schon wieder Eier), starten wir
durch nach Letterkenny. Letterkenny soll für die nächsten 4 Tage unsere
Basisstation für Tagesausflüge werden, da es recht zentral im Norden
liegt.
Die Fahrt nach Letterkenny ist einigermaßen langweilig, bis auf den
Abstecher nach Nordirland (Enniskillen - Lower Lough Erne), bei dem uns die
besseren Strassen und die aufgeräumten Vorgärten auffallen. Zwischen
Ballyshannon und Donegal entdecken wir einen Sandstrand, wie wir ihn in
Irland niemals vermutet hätten (Bild).
Am Ziel angekommen bezieht Oli sein Quartier in einem Hostel, Alex, Astrid
und ich mieten uns bei der Familie McLaughlin (B+B) ein, die Alex bereits
von seinen früheren Irland-Exkursionen kennt. Ausserdem kennt Alex Anna,
ein junges deutsches Mädchen, das im Krankenhaus von Letterkenny ein
Internetcafe leitet. Mit ihr und zwei Hostel-Nachbarn von Oli (Frauke und
Heinz) verbringen wir den Abend im Pub. Frauke war ein Jahr in Australien
(mit 19) als Aushilfsarbeiterin und hat viel zu erzählen.
Do. 31.08. - Glenveagh National Park
Die Wettervorhersage meldet reichhaltige Niederschläge für heute, somit
entscheiden wir, den Glenveagh National Park zu besuchen, denn dort hat es
ein Schloss, und natürlich ein Visitorcenter, die, mit einem Dach versehen,
guten Schutz vor kühlem Nass von oben bieten können. Kaum nach 10 km stehen
wir vor einer Regenfront und es beginnt zu tröpfeln. Also absteigen und
Regenhose anziehen; doch noch während wir beim Ankleiden sind, hört es auf
zu regnen und als wir wieder auf den Mopeds sitzen, ist die Regenfront
einen wunderbar blauen Himmel gewichen, und das in nicht mal 10 Minuten. Das
ist irisches Wetter vom Feinsten.
Der Park ist faszinierend: die bergige Landschaft karg und grau, dazu
das passende Wetter: wähernd wir trocken bleiben, beobachten wir, wie
eine Regenwolke durch ein Tal zieht und direkt nach sich der Sonne wieder
Platz macht, Gänsehaut. Das Schloss ist ebenfalls absolut sehenswert, es
war bis 1984 in Privatbesitz.
Zurück in Letterkenny versagt die VFR-Batterie: mitten im Nachmittags-Stau
geht der Motor aus und wir müssen anschieben. Am Abend gibt's Fastfood
bei MrChippie (sehr zu empfehlen), anschliessend gehn wir ins Kino: "Gone
in 60 seconds" mit Nicolas Cage. Toll, einen Film 'mal ohne die deutsche
Synchronisierung zu sehen.
Fr. 01.09. - Halbinsel Inishowen
Heute wollen wir die 100 Meilen von Inishowen erkunden. Weil es so
praktisch auf dem Weg liegt besichtigen wir zuerst "Grianan of Aileach",
ein wiederaufgebautes Ringfort mit 23 Meter Durchmesser. Der Hügel, auf
dem das Fort steht soll eine großartige Aussicht bieten, doch wir sehen
kaum die Hand vor Augen, da sich eine Wolke über den Berg gestülpt hat;
dafür lassen wir's uns im zugehörigen Visitorcenter (einer umgebauten
Kirche) gut gehen. Die "Inishowen 100" sind anstrengend, die Strassen eng
und hoplrig.
Wir besichtigen "Dunree Head", eine Festung aus 1. und 2. Weltkrieg und
"Malin Head", der nördlichste Punkt Irlands. Hier sind die Enduros
eindeutig im Vorteil, die NTV und die VFR können einem nur leid tun, und
deren Fahrer erst recht. Erschöpft kommen wir zurück und nutzen den Abend
zur Rekonvaleszenz.
Sa. 02.09. - Bushmills, Giant's Causeway
Astrid hat eine Kieferhöhlenentzündung - der Apotheker hat ein starkes
Schmerzmittel, Antibiotika sind auch in Irland ohne Rezept nicht zu haben.
Doch sie ist ein starkes Mädchen und wir fahren nach Nordirland über
Derry und Coleraine nach Bushmills. Na, wer errät, was wir da machen?
Richtig: die berühmte Whiskey-Distillery besuchen. Die Führung kostet
3,50£ (natürlich englische), doch es gibt zum Abschluss ein Gläschen
10-jährigen Single Malt, den wir, trotz Fahrauftrag, nicht verschmähen.
Weiter geht's zum "Giant's Causeway", ein besonderes Naturschauspiel. Hier
ragen fünf- und sechseckige Basaltsäulen aus dem Küstenfels, die
teilweise so exakt aneinanderstehen, dass kein Zwischenraum existiert.
Eine kurze Wanderung zur "Rope Bridge" beendet unsere Sight Seeing Tour;
hier führt eine schmale und wackelige Hängebrücke zu einem vorgelagerten
Felsen. Drübersausen ohne sich festzuhalten macht einen heiden Spaß,
wenigsten mir.
Nach 245 km Fahrstrecke sind wir wieder in Letterkenny. Dank der guten
Strassen in Nordirland war das, auch auf der VFR, vergnüglich.
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So. 03.09. - Richtung Süd-Osten
Oli trennt sich von uns, er will Donegal noch etwas genauer erforschen.
Wir drei fahren zu den "Slieve League Cliffs", was unseren Aufenthalt
in Donegal abschliessen soll. Doch auch Alex wird von seiner Vorliebe
für diese nördliche Ecke Irlands gefesselt und will noch einen Tag
länger bleiben.
Somit sind Astrid und ich allein, was uns überhaupt nicht stört. Wir fahren
Richtung Süd-Osten (Sligo, Longford, Mullingar) nach Delvin, hoppla auch in
der Republik Irland werden die Strassen besser.
Delvin wählen wir wegen der geringen Entfernung zu unseren weiteren Zielen,
es bietet ein nettes B+B für nur 15£. Sonst ist, ausser einer grusligen
Burgruine, nicht viel los hier.
Mo. 04.09. - New Grange, Bray
Im B+B werden unsere Motorräder bewundert, bevor wir weiterfahren schießt
die Mama noch ein Foto von ihrem Filius auf Astrid's NTV. Dann tuckeln
wir nach "New Grange" weiter.
Astrid war vor 10 Jahren schon mal hier, seitdem hat sich viel verändert:
wie fast überall gibt es auch hier ein Visitorcenter und der Eintrittspreis
ist deutlich gestiegen. Doch diese 4500 Jahre alte Ganggrab ist es
sicherlich wert. Es ist so perfekt konstruiert, dass nur am Tag der
Wintersonnwende ein Lichtstrahl ins Innere gelangt und Licht in das sonst
ewige Dunkel bringt.
Es geht weiter nach Bray, wobei wir an Dublin vorbei müssen; gar nicht so
leicht, wie sich herausstellt. Wir verirren uns und kommen, nur Dank der
genialen Wegskizze einer Passantin, auf direktem Weg aus der Hauptstadt
heraus. Die Fa. Maddock in Old Fassaroe, wo ich für Astrid einen neuen
Hinterreifen bestellt hatte, finden wir dagegen gleich. Auch die Suche
nach einem B+B ist relativ schnell zuende: die Familie Duffy nimmt uns
herzlich auf. Genau so hatte ich mir ein B+B immer vorgestellt, die Leute
interessieren sich für uns und unsere Reise.
Am Abend gibt es FastFood, einen Pub-Besuch und einen kurzen Spaziergang
durch Bray. Bleibt nur noch ein Problem: das Gartentor zum B+B ist
verriegelt und es gibt keine Klingel. Also klettere ich über die Mauer
und öffne von innen, allerdings nicht ohne zuvor elegant von besagter Mauer
zu fallen, und mir den kleinen Finger zu verstauchen.
Di. 05.09. - Wicklow Mountains
Nach einem sehr angenehmen und gut betreuten Früchstück starten wir zu
Paddy Maddock (kaum 5 km). Doch der Reifen wurde noch nicht geliefert,
er soll aber noch heute eintreffen. Also brechen wir zur Tour durch die
Wicklow Mountains auf, die uns Herr Maddock empfiehlt. Gute Empfehlung,
wie sich herausstellt. Ausser einer tollen Strecke kommen wir auch noch
durch Hollywood, was nach irischen Informationen das Copyright auf diesen
Namen hat.
Als wir zurückkehren ist der Reifen da und nach kurzer Zeit montiert.
Zwischenzeitlich leistet und Maddocks Vogel Gesellschaft, der es überaus
genießt, mit Wasser aus einer Sprühflasche nassgespritzt zu werden.
Anschliessend treffen wir Alex per Zufall in Bray, auch er will am
nächsten Tag Reifen bei Maddock montieren lassen.
Abends schlemmen wir in einem Restaurant und plaudern mit ein paar
Österreichern im Pub.
Mi. 06.09. - Dublin
Dublin ist selbstverständlich auch einen Abstecher wert, wenn man in
Irland unterwegs ist. So fahren wir mit dem Zug von Bray direkt ins
Stadtzentrum und buchen eine "Hop on - Hop off"-Tour, mit der man einen
Tag lang mit speziellen Bussen durch die Innenstadt fahren kann; eine
sehr sinnvolle Investition. Unser Besichtigungsdrang ist jedoch nicht
(mehr) überwältigend und so lassen wir die meisten Sehenswürdigkeiten
links liegen, doch den "Guinness Hopstore" muss ich mir ansehen. In Dublin
ist schliesslich die Guinnessbrauerei beheimatet, die beinahe einen eigenen
Stadtteil belegt und einen Durchsatz von 4 Millionen Pint pro Tag hat
(Prost). Der Hopstore ist ein richtiges Guinness-Museum, in dem man viel
über die Geschichte und Produktionsweise der Brauerei erfährt; natürlich
fehlt auch ein stattlicher Laden nicht, der Fanartikel vertreibt.
Der Abend im B+B bringt dann eine Ernüchterung der ganz anderen Art:
die französichen LKW-Fahrer haben ihre Blockade der Ölraffinerieren
fortgesetzt, was bedeuted, dass es in Frankreich in absehbarer Zeit keinen
Sprit geben wird. Wir entschliessen kurzer Hand, unseren Urlaub vorzeitig
zu beenden, und über England zurück zu fahren. Einen anstrengenden Tag
vor Augen, gehen wir früh zu Bett.
Do. 07.09. und Fr. 08.09. - Das bittere Ende
Mit etwas Mühe haben wir Oli, der sich in einem Hostel in der Nähe von
Bray herumtreibt, von unserem Vorhaben informiert. Wir treffen ihn in
Enniskerry und fahren schwermütig nach Dun Laoghaire (sprich: Dun Liri),
von wo aus Fähren nach Holyhead in Wales abgehen. Wir haben Glück und
müssen keine halbe Stunde auf die nächste Fähre warten. Noch mehr Glück
haben wir, als eine 1200er Goldwing an den Anleger gleitet. Drauf sitzt
Herbert aus dem Fränkischen, der schon einige Male durch England
gefahren ist, und uns anbietet ihm hinterherzufahren. In Wales werden
wir von trübem Wetter begrüsst, das sich im Laufe der Zeit zu einen
ordentlichen Landregen entwickelt. Doch die Landschaft ist dermaßen schön,
dass uns das Wetter nur wenig stört, ausserdem kommt nach ca. 150 km
wieder die Sonne heraus und wir sehen ein paar wunderschöne Regenbogen
zur Entschädigung.
Die Strecke zieht sich, die Landschaft links und rechts der Autobahnen
ist eintönig flach, bis wir nach 600 km kurz vor Dover sind. Hier haben
wir eigentlich vor zu nächtigen, doch alle adequaten B+Bs und Hotels
sind ausgebucht. Also essen wir einen Happen in einer Raststelle und
gehen gleich auf die Fähre nach Calais.
Als wir ankommen wird uns auch noch eine Stunde durch der Zeitumstellung
geraubt, aber wir sitzen gleich wieder auf und fahren Richtung Belgien.
Diese Franzosen haben auch noch ein Stückchen Autobahn blockiert, das uns
nach Brüssel führen soll, so müssen wir ca. 60 km umfahren. Als es schon
wieder hell ist trennen wir
uns auf einem Parkplatz in Belgien von Herbert, der über Aachen-Köln
weiterfährt. Wir quälen uns weiter Richtung Luxemburg, allerdings nicht,
ohne gut eine Stunde auf ein paar Bänken vor einer Raststätte zu pennen.
Die weitere Strecke ist ein einziger Schlauch, Alex fährt Landstrasse, wir
bleiben auf der Autobahn; schlussendlich geraten wir am Stuttgarter Kreuz
noch in einen Stau. Hinter Sindelfingen verabschieden wir uns von Oli,
der nun gleich zuhause ist. Die restlichen km auf der Autobahn lassen
wir's krachen und kommen um 17 Uhr in Niedereschach an. Puh, nie wieder.
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Routen-Karten |
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Nachbetrachtung |
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Ich hoffe man kann
erkennen, dass uns dieser Urlaub enorm Spass gemacht hat. Einen derartigen
Urlaub sollte man nicht planen, wenn man gesteigerten Wert auf zügiges
Fahren legt, dafür sind die Strassen grossenteils zu schlecht, auch wenn
man nicht mit einem Sporttourer wie der VFR unterwegs ist. Der Reiz liegt
vielmehr im Geniessen der Landschaft bei moderatem Tempo; die Ruhe und
Kraft, die dieses Land ausstrahlt kann man nicht erleben, wenn man selbst
Hektik in sich trägt. Leider wird Irland immer mehr touristisch ausgerichtet,
was man daran merkt, dass nahezu jede Attraktion ein Visitorcenter und
gepfefferte Eintrittspreise erhält. Wenn man jedoch (wie wir) etwas
ausserhalb der Hauptsaison unterwegs ist, kann man viel von der
ursprünglichen Art und Weise dieses Landes mitnehmen.
Die harten Fakten: insgesamt sind wir ca. 5800 km auf den Böcken gesessen
und rund 3000 DM losgeworden (inkl. Tanken). Es gibt natürlich noch eine
ganze Menge mehr Bilder, auch auf Papier, und die in dieser Seite enthaltenen
sind qualitativ deutlich besser als man es hier erkennen kann.
Hier noch ein kleines Begriffslexikon für irische Strassen:
- Tempo-Limits: "SLOW - SLOWER - VERY SLOW - DEAD SLOW
(gefunden in Westport)"
- "Loose Chippings" = Rollsplit, das Schild fehlt leider allzu oft
- Wichtig: man fährt links (jedenfalls fast immer)
Links zu anderen sehenswerten Irlandseiten:
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Achim Lerch's Irland-Tour 1996
(war auch schon in einem Magazin abgedruckt)
Alexander Mayer's Irlandseite
(Empfehlung: "Viruelle Rundreise durch Irland")
|
© 2000 Christoph Dexheimer, http://www.ChDex.de
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