Reiseurlaub
Neue Bundesländer 1999
www.chdex.de
(p) 14.10.00


 
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Vorwort
Als wir uns im Frühjahr 1999 dazu entschlossen, in diesem Sommerurlaub einmal nicht die Ferne zu suchen, sondern Ostdeutschland zu erkunden, ernteten wir einiges Unverständnis von unseren Kammeraden, ja teilweise wurden wir gar belächelt. Ein verbreitetes Argument war: "Das kann ich noch machen, wenn ich alt bin". Unsere Meinung dagegen: Uberall, wo man hinkommt möchte man von den Einheimischen wissen, wie sie ihr Land empfinden und was man dort so anstellen kann; wenn uns jedoch jemand fragt was an Deutschland so dran ist kommt die Antwort: "ähhh...". Sicher, wir sind so erzogen, dass wir keinen ausgeprägten Nationalstolz entwickeln sollen, was ja auch verständliche geschichtliche Gründe hat, aber deswegen die Heimat hintenanzustellen, ist gewiss nicht optimal.
Knapp 10 Jahre nach der Wende war für uns der Reiz deutlich grösser, östliche Landschaften und Städte zu sehen, bevor alles all zu sehr vom Westlichen eingefärbt wird. Im Frühsommer arbeiteten wir dann unsere Tour aus, wobei wir uns Informationen aus Reiseführern aber vor allem auch aus dem Internet besorgten; ein paar interessante Adressen habe ich unten zusammengestellt.

1999 war ich leider noch nicht stolzer Besitzer einer Digitalkamera und da ich ansonsten auf Diafilm fotografiere, ist diese Seite nicht so gut bebildert (ich bin noch auf der Suche nach einem Dia-Scanner).

 
 
Reisetagebuch
Sa. 11.09. - Fahrt nach Dechsendorf, Fränkische Schweiz
Mitten in der Nacht (um 8 Uhr) brechen wir in Niedereschach auf und quälen uns auf der Autoban nach Dechsendorf (bei Erlangen), wo wir campen wollen. Das Wetter ist super, fast schon zu warm zum biken. Nach dem Zeltaufbau starten wir gleich eine Rundfahrt durch die Fränkische Schweiz (Forchheim, Behringersmühle, Plankenfels, Pottenstein, Auerbach, Hersbruck). Ausser der wunderbaren Landschaft (enge felsige Täler) gefällt uns Pottenstein besonders; es ist absolut perfekt in ein Felslabyrint eingebaut.
In der Summe mit der Anfahrt ca. 600 km (puh). Kartenausschnitt

So. 12.09. - Thüringer Wald
Fahrt über Bamberg, Coburg, Eisfeld, Saalfeld, Schwarzatal, Ilmenau, Ohrdruf nach Eckartshausen (8 km südlich von Eisenach). Wieder haben wir super Wetter und eine echt sehenswerte Strecke mit knapp 300 km. Der Thüringer Wald hält neben den grünen Strecken noch einige wundervolle Strassen bereit, vor allem zwischen Eisfeld und Saalfeld sowie im Schwarzatal gefällt es uns ausgezeichnet. Camping Eckartshausen: Schöner aber etwas hügeliger Platz an einem kleinem See, hurra duschen macht Spass. Abendessen im Lokal am Platz: sehr gut bürgerlich.

Mo. 13.09. - Wartburg, Fahrt nach Jena über Erfurt
Ein Besuch der Wartburg ist natürlich Pflichtprogramm für Burgenfans, also auch für mich. Anschliessend fahren wir weiter nach Erfurt und besichtigen den Dom und die Severikirche; Zur Abkühlung gibt's ein Eis, denn auch heute ist es wieder saumäßig heiss. Die Mopeds stehen derweil mit voller Bepackung auf einem bewachtem Parkplatz, gratis!. Die Weiterfahrt nach Jena zum Camping zieht sich; wir finden einen etwas vergammelten Platz für 29 DM, buh. Abendessen auf dem Platz: Mirakoli und Bier(schön).

Di. 14.09. - Jena, Fahrt nach Dresden
Wir besichtigen Jena. Zuerst kommt das Planetarium dran, mangels Termin nehmen wir eine Kindervorstellung, die aber auch ganz lustig ist. Im Optischen Museum begeistern mich die Hologramme voll und ganz, aber auch die Schauwerkstatt ist sehenswert (man war's dort früher dunkel). Schon wieder schönes heisses Wetter, so erledigen wir den Zeltabbau in sengender Hitze. Fahrt nach Dresden via Autobahn. Der Zeltplatz in Volkersdorf ist gut versteckt aber billig und mit uriger Wirtin im Rentenalter.

Mi. 15.09. - Dresden
Endlich wird mal ausgeschlafen (bis 8). Wir fahren in die Stadt und parken an der Oper (direkt davor, es scheint niemand was dagegen zu haben). Kurze Zeit stehen wir etwas verloren auf dem Platz vor dem Zwinger, doch dann werden wir von einer gerade startenden Stadtrundführung aufgegabelt, die von einem sehr sympathischen Rentner geleitet wird, der absolut alles zu Dresden und Umgebung zu wissen scheint. Anschliessend besuchen wir den Zwinger (super: Mathematisch Physikalischer Salon) und die Semperoper (mit separater Führung, lohnt sich). Beinahe bemühen wir uns um Karten für die Abendvorstellung, aber unser Garderobe hält uns zurück. Abendessen am Zeltplatz mit Büchsenfutter und Portwein (Astrid schmeckt er nicht, also darf ich ihn alleine trinken, hicks).

Do. 16.09. - Elbstandstein- und Erzgebirge
Heute fahren wir eine Tour durch Elbsandstein- und Erzgebirge: A4 nach Bautzen, Oppach, Steinigtwolmdorf, Neustadt, Sebnitz, Bad Schandau, Hohnstein, Pirna, Königstein, Bahratal, Altenberg, Zöblitz, Marienberg (Abbruch der geplanten Strecke aus Zeitmangel und Rückkehr über Freiberg). Wetter bedeckt aber trocken. Die Tour ist etwas enttäuschend, ich hätte vielleicht nicht direkt die Strecke aus dem Motorrad-Büchlein nehmen sollen.

Fr. 17.09. - Meissen, Radebeul (Karl May Museum)
Während wir weiter unser Zelt in Volkersdorf stehen haben besichtigen wir heute Meissen. Die Porzelanmanufaktur sowie die Schauwerkstatt und das Museum ergeben einen völlig neuen Bezug zu Porzelan. Radebeul: Das Karl May Museum ist mit 8 Mark Eintritt etwas teuer, aber ein Höhepunkt für Astrid. Weiter geht's nach Pilnitz, wo wir aber zu spät kommen, um das Schloss noch zu besichtigen (übler Feierabendverkehr). Dafür finden wir eine lauschige Kneipe mit deftiger Musik (Erbgerichtsklause), in der wir zu Abend essen.

Sa. 18.09. - (Fahrt nach) Leipzig
Ein nächtliches Gewitter und Regen bis morgens bescheren uns ein langes Ausschlafen. Dexi hat das Rackpack nicht richtig zugemacht und somit eine kleine Badewanne erzeugt. Zum Glück hat es einen Wäschetrockner im Waschraum. Die nett-urige Platzwirtin schenkt uns einen Tag (weil wir so brav waren), somit ist der Platz konkurrenzlos billig. Anfahrt Leipzig über die B6 mit müder Astrid; super Campingplatz mit ADAC-Auszeichnung. Wir machen einen Rundgang durch Leipzig und speisen eine Pizza am Sachsenplatz. Den Abend verbringen wir in der Kneipe am Platz mit leckerem Schwarzbier. Anschliessend, am Zelt, lernen wir Jean-Baptiste kennen, ein junger Franzose, der mit dem Fahrrad von St. Petersburg bis in die Bretagne fährt (uiuiui).

So. 19.09. - Leipzig (mit Zahnweh)
Nach lautstarker Beschallung bis morgens um 4 (durch eine Party neben dem Zeltplatz) stehen wir erst um halb neun auf. Astrid hatte die ganze Nacht fürchterliche Zahnschmerzen, so ist unser erster Weg in die Uniklinik.
Um 2 Uhr habe ich eine Solo-Wanderung durch Leipzig hinter mir und Astrid ein Loch im Zahn, das den Schmerz etwas lindert. Wir fahren nach Querfurt und besichtigen die gleichnamige Burg. Abend in Leipzig: Essen im Kartoffelhaus No.1 (lecker), anschliessend Bummel durch die Stadt.

Mo. 20.09. - von Leipzig in den Harz
Fahrt von Leipzig nach Elbingerode über Halle, Eisleben, Quedlinburg. Eine Besichtigung von Quedlinburg per Motorrad-Rundfahrt lockert die sonst eher eintönige Strecke auf: Quedlinburg ist eine sehr hübsche kleine Stadt mit jede Menge Fachwerkhäusern, hat aber ein absolut übles Strassenbild. Es folgt eine kleine Tour durchs Harz (natürlich mit Gepäck) aus dem Vorschlag von Asko. Wegen Erschöpfung gibt's kein weiteres Programm nach dem Zeltaufbau in Elbingerode. Abendessen in hübschem Lokal an einem kleinen See neben dem Platz. Erneut treffen wir Jean-Baptiste, der am nächsten Tag auf den Brocken möchte. Auch Frank, ein Biker aus der Gegend von Schwerin, unterwegs nach Italien, gesellt sich zu uns und wir haben einen unterhaltsamen Abend.

Di. 21.09. - Rundfahrt im Harz
Nachts beginnt es zu regnen und nach einem dumpfen Plumpsgeräusch merke ich, dass meine geliebte VFR umgefallen ist. Unser Nachbar Frank hilft beim Aufrichten: puh nichts passiert. Erst bei der Abfahrt stelle ich fest, dass der Bremsgriff deutlich angebrochen ist. Glücklicherweise gibt's in Wernigerode (10 km zu fahren) einen Hondahändler, der mir das Teil für knapp 16 Mark von einer seiner Neumaschinen abschraubt (toll). Die Fahrt durchs westliche Harz macht Laune: bessere Strassen, aber ein eisiger Wind. Zum Glück habe ich das Futter in der Bullson. Wir betrachten den Brocken von Torfhaus aus (ca. 10 km Luftlinie), und vertreten uns die Füsse an der Innerste-Talsperre bei Langelsheim.

Mi. 22.09. - über Magdeburg nach Potsdam
Morgens regnet es, also frühstücken wir im Zelt. Pünktlich zum Abbau klärt es auf. Fahrt nach Potsdam über Magdeburg (dort Dinner bei Mac); ab Magdeburg Autobahn. Schöner Campingplatz am See, aber den Lidl finden wir nicht, um uns mit Zigaretten einzudecken. Nach dem Duschen geht's noch mal in die Stadt, die kein richtiges Zentrum zu haben scheint. Abendessen chinesisch.

Do. 23.09. - Potsdam, Sanssouci
Heute haben wir einen Gast zum Frühstück: einen Schwan; wir beschliessen, ihn Isidor zu taufen und hoffen, dass wir ihn am nächsten Tag noch mal sehen. In aller Ruhe besichtigen wir Sanssouci (ächts): Neues Palais und Schloss, ich bin geplättet, echt toll, aber auch füssisch anstrengend. Mittagessen bei Mac. Der Filmpark Babelsberg ist uns mit 28 DM zu teuer, um noch mittags um halb vier damit anzufangen. So spielen wir eine Runde 'Mensch ärger dich doch' im Lokal am Platz und essen gut.

Fr. 24.09. - Brandenburg, Fahrt nach Waren
Frühstück um 7:30 Uhr, wir haben viel vor. Isidor kommt zu spät, kriegt aber noch eine Scheibe Schwarzbrot ab (habe gar nicht gedacht, dass Schwäne sowas mögen). Anschliessend verschwindet er, kommt aber zur Verabschiedung wieder. Wir fahren in einem Linksbogen um Berlin herum (A10) nach Eberswalde zum Schiffshebewerk. Die Strassen dorthin bringen mich fast um (hopler holper). Das Schiffshebewerk ist ein beeindruckender Bau, da stört es nicht mal, dass wir ein paar Tropfen abbekommen. Weiter geht's über Templin nach Waren. Der Platz auf dem ich vor einigen Jahren schon mal war ist kaum verändert (buh), aber wir haben noch ein feines Abendessen am Warener Jachthafen.

Sa. 25.09. - Waren an der Müritz, Mecklenburger Seenplatte
Ein Gewitter in der Nacht lässt uns bis 9 schlafen, wir frühstücken aber im Trockenen (das Wetter passt eben einfach). Eine kleine Tour um die Müritz (einziger weiblicher See in Deutschland, und der zweitgrösste dazu): Röbel, Vipperow, Troja!, Zechlin-Flecken, Rheinsberg, Wesenberg und zurück. Auf dem Rückweg zwischen Röbel und Waren treffen wir (welch ein gigantisch, glücklicher Zufall) Kay den ich morgens vergessen hatte anzurufen. Kay war 1997 mit Sven und mir in Norwegen. Mit Kay gibt's eine Müritzrundfahrt per Schiff, die vor allem Astrid gut gefällt. Essen beim Chinesen (Einladung von Kay) im Jachthafen. Kay bleibt die Nacht in Waren und so haben wir einen lauschigen Abend zu dritt vor den Zelten.

So. 26.09. - Ostsee, Rostock
Dank Kay frühstücken wir heute zu dritt. Kay bekommt die Nacht gratis, weil er am Vorabend 3 mal vergeblich versucht hat sich anzumelden (die Rezeption aber nie besetzt war). Abschied von Kay. Fahrt an die Ostsee über Malchin, Bad Sülze, Barth nach Fischland (scheinbar allgemein gebräuchlicher Name für die Landzunge oberhalb Rostock). Weiter nach Rostock; Sauwetter! es regnet leicht aber dauernd. Von der Ostsee sehen wir leider herzlich wenig. Die Suche nach einer Pension in Rostock bleibt erfolglos (alles belegt), also steigen wir im Elbotel ab. Abendessen im Jachthafen von Warnemünde.

Mo. 27.09. - Rostock
Frühstück am Buffet (ganz anders als vorm Zelt). Besichtigung Rostock: Rathaus (nur von aussen), Marienkirche, Hafen. Bummel durch die Altstadt, Mittagessen bei Burger King (schlecht wie immer). Eine Erkundungsfahrt durch die Stadt per S-Bahn fällt wegen mangelnder Koordination etwas kurz aus. Abendessen wieder in Warnemünde; zum Abschluss endlich mal Fisch. Der ganze Tag Strassen- und S-Bahnfahren kostet uns gerade mal 5,50 DM pro Nase.

Di. 28.09. - Ab in die Heimat
Aufstehen um 6:30 Uhr (so früh, gähn) aber wir wollen heute ja Kilometer schruppen. Gleich zu Beginn gibt's einen ungewollten aber schönen Umweg, weil ich die A20 nicht als noch "im Bau befindlich" erkannt habe. Bis Lübeck zieht sich die Fahrt wegen der vielen Traktoren. Das Wetter macht ab Hamburg ziemlich zu, so fahren wir gut 500 km im Regen. Insgesamt bleiben gut 950 km zu verrechnen, bis wir nach 21 Uhr in Niedereschach ankommen.

 
Nachbetrachtung
Genau so sollte ein Urlaub sein! In diesem Jahr hatten wir alles selbst geplant und ausgearbeitet, das Wetter war auf unserer Seite und es gab noch ein paar Tage zum Ausspannen daheim.
Land und Leute kennenlernen, das kann auch vor der eigenen Haustür eine absolut interessante und erfreuliche Erfahrung sein. Wir haben nicht nur gesehen wo unser Soli-Zuschlag hingeht, sondern sind nun auch überzeugt, dass er gut angelegt ist. Wer nicht den totalen Kontrast im Urlaub sucht, eine abwechslungsreiche Landschaft und aufgeschlossene, kontaktfreudige Menschen bevorzugt, der ist im Osten gut aufgehoben.
 
 
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