Reiseurlaub
Nordkap- und Skandinavientour 2002
www.chdex.de
(p) 05.08.02





 
Jahresurlaub vom 6.7. bis 28.7.2002
 
 

Die Idee zu einer Nordkaptour wurde schon vor geraumer Zeit geboren. Astrid hatte Anfang der 90er einen Skandinavienurlaub per Reisebus mit sehr mäßigem Wetter verbracht und ich wollte seit meiner Norwegentour 1997, bei der wir (Sven, Kay und Dex) nur den Süden erkundeten, einmal ganz in den Norden. Genug Zeit war diesmal vorhanden, denn wir hatten beide 4 Wochen Urlaub genehmigt bekommen (unsere Flitterwochen).

Die Anreise
In unserer Planung hatten wir vorgesehen, über Finnland in den Norden vorzudringen, und über Norwegen wieder südwärts zu gondeln. Schon Anfang April hatten wir dazu die Fähre von Rostock nach Helsinki (Silja Line) gebucht und somit den 10-prozentigen Rabatt genutzt. Da wir uns nicht schon zu Beginn des Urlaubs Stress machen wollten, wählten wir einen Zwischenstopp in Leipzig.
Dort gibt es auf dem ADAC-Zeltplatz Auensee sogenannte Finnhütten, die zwei Personen eine Übernachtungsmöglichkeit bieten, wodurch wir uns den Zeltaufbau sparten (es hatte fast auf dem ganzen Weg geregnet). Am nächsten Tag ging's weiter über Berlin nach Rostock.
Die Überfahrt nach Finnland dauerte 24 Stunden und so kamen wir am Montag
Abend um 21 Uhr (Ortszeit) in Helsinki an. Glücklicherweise gab es die Möglichkeit auf der Fähre zu übernachten, wofür wir allerdings zusätzliche 60 € berappen und unsere Betten auch noch selbst beziehen durften.
 
Helsinki
Helsinki ist sicherlich schon alleine eine Reise wert. Uns präsentierte sich eine freundliche und sehr saubere Stadt, allerdings war es mit an die 30°C schon etwas zu warm, um fleißige Wandertouren zu den ganzen Sehenswürdigkeiten zu unternehmen.
So tingelten wir von Café zu Café und ließen es uns gut gehen. Das geplante Treffen mit Herrn Binder, einem ehemaligen Lehrer von mir, der für 6 Jahre die Deutsche Schule in Helsinki übernommen hat, fiel leider etwas kurz aus.

Der Süden und Südosten Finnlands
Auf der Landkarte sieht der Süden und Osten Finnlands, mit der Vielzahl von Seen, sehr interessant aus. Leider sieht man von den Straßen aus fast nur Wald.
 
Kleine Einblicke in die Seenlandschaft kann man nur von Brücken und Dämmen erhaschen. Für Motorradfahrer reizvoller sind da schon die vielen Schotterstrecken; etliche Nebenstrecken sind noch nicht geteert. Hier erwartet einen feiner Schotter bzw. festgefahrene Lehmböden mit relativ wenig Schlaglöchern, was sicherlich kein Moped vor ein Problem stellen sollte. Nachdem wir uns langsam mit 40-50 km/h herangetastet hatten, ging es zum Schluss schon bis über 80 hinaus. Wenn dann allerdings eine Reihe von Schlaglöchern auftauchte wurde es schnell ungemütlich auf der VFR. Astrid auf ihrer TransAlp hatte dabei natürlich mehr Vergnügen.

Unsere erste Tagesetappe führte uns über Lahti, Hartola, Korpilahti und Petäjävesi nach Keuruu. Auf der N607 konnten wir schon die erste Erfahrung mit dem Schotter machen. Vor allem die zweite Schotterpassage lag sehr überraschend hinter einer seichten Kuppe und so dampfte ich mit 110 Sachen in die Steinelandschaft, *tiefflufthol*.
Am Folgetag schauten wir uns die Universitätsstadt Jyväskylä an, um ein wenig Feeling für die finnische Lebensart aufzunehmen. Wir konnten allerdings nur wenig Unterschiede zu vergleichbar großen Städten in Deutschland erkennen, so z.B. dass es in den wenigen Kneipen und Cafés (wie fast überall in Skandinavien) nur Selbstbedienung gibt.
Um auch den kulturellen Aspekt nicht zu kurz kommen zu lassen, besichtigten wir anschließend noch die Stabkirche bei Petäjävesi.

Ganz nebenbei: der Reißverschluss von Astrids Lederhose war defekt und in einem Supermarkt in Jyväskylä hatten wir einen Schuhmacher gefunden; die Blicke des Angestellten wurden skeptisch aber erwartungsvoll, als Astrid ihre Hose einfach vor dem Stand auszog - es war noch eine Leggins drunter ;-)

Nächster Zielpunkt war Joensuu. Der Grund für die Zick-Zack-Route, die wir gewählt hatten, lag in einem Musikfestival, das in Joensuu stattfinden, und bei dem die finnische Rockgruppe HIM auftreten sollte (Astrid ist ein Fan von HIM). Leider waren bei unserem Eintreffen keine Karten mehr verfügbar. Außerdem fühlten wir uns ganz schön alt unter den ganzen Teenies, die dort bereits herumrannten.
Dafür belohnten wir uns mit einem Besuch bei McDonalds und fuhren weiter in den Norden nach Koli (am Pielinen-See), wo wir die ersten netten Kurven fanden und am Abend eine unglaubliche Stille am See erlebten; keine Motorgeräusche, kein Wind, keine Vögel: ungewöhnlich aber sehr schön.

Ab in den Norden
Die weitere Strecke bis zum Inarisee bedarf keiner größeren Beschreibung. In zwei Tagesetappen (Zwischenstopp in Kuusamo) hatten wir die recht eintönigen 800 km auf der E75 erledigt. Finnische Biker erklärten uns später, dass wir besser die Nebenstraßen genommen hätten; die hätten ein paar Kurven und Schotterabschnitte geboten, waren auf unserer Karte aber nur teilweise eingezeichnet. In Inari fanden wir einen netten Platz für stolze 17 €, der aber direkt am See liegt und sehr gepflegt war.
 
Im Nachhinein betrachtet hätten wir vom Inarisee aus das Nordkap nicht direkt (über Karigasniemi) sondern über Kirkenes anfahren sollen; wir wissen selbst nicht mehr so genau, warum wir es hier so eilig hatten. Man kann so eine Menge grüner Strecken mitnehmen und es ist nur ca. 300 km weiter.

Das Nordkap
Das eigentliche Nordkap-Massiv ist eine Insel namens Magerøy, die nur sehr wenig Vegetation aufzuweisen hat, dafür aber umso mehr Berge. Man muss auch nicht unbedingt dort gewesen sein, jedenfalls haben uns einige finnische und norwegische Biker berichtet, dass sie noch nie am Nordkap waren. Trotzdem ist es ein besonderes Erlebnis am nördlichsten Punkt Europas zu sein, und dort die Mitternachtssonne zu erleben.

Bei unserer Anfahrt von Inari aus wurde es immer kälter (Abkühlung von 22 auf 15°), im Tunnel zur Insel (65 Kronen Maut und noch nicht einmal beheizt *gg*) ging es sogar unter 10°. Wir erwischten jedoch einen sonnigen Campingplatz, von dem aus wir gegen 20 Uhr zum eigentlichen Kap aufbrachen. Der Eintritt für das Visitorcenter von 185 Kronen (ca. 25 €) pro Nase war uns allerdings zu teuer, so wanderten wir Richtung Osten am VC vorbei zur Steilküste und hatten einen wunderbaren Ausblick. Die Zeit bis Mitternacht verbrachen wir u.A. mit dem Bau eines Steinturms (siehe auch Titelfoto), bis wir dann in der Mitternachtssonne zurück zum Campingplatz fuhren. Diese kurze Fahrt (ca. 25 km) war allerdings ein traumhaftes Erlebnis, die Gänsehaut hatte ich nicht von der niedrigen Temperatur, sondern von der schroffen, aber warm beleuchteten Landschaft (unvergesslich).

Der Nordwesten von Norwegen
Auf dem Weg bis Trondheim wollten wir möglichst viel von der wunderbaren Berg- und Fjordlandschaft sehen. Fünf Tagesetappen führten uns, zum größten Teil auf der E06, über Alteidet, Nordkjosbotn, Innhavet und Moosjoen in den Süden. Norwegen ist hier teilweise sehr schmal, die West-Ost-Ausdehnung beträgt an einer Stelle nur ca. 60 km, was die Streckenauswahl etwas einschränkt. Aber wir wollten eh die restliche Zeit im Süden verbringen, wo es die interessanteren Straßen gibt. Unterwegs machten wir eine Reihe von Stopps bei Sehenswürdigkeiten wie dem Målselvfossen (Wasserfall bei Bardufoss / Andselv) oder dem Swartisen-Gletscher (nördlich von Mo I Rana). Die Wandertour zu einer Gletscherzunge des Swartisen war mit 3 km jedoch etwas länger und unwegsamer als wir sie erwartet hatten, was uns einen Muskelkater einbrachte. Außerdem mussten wir noch 80 Kronen für das Boot ausgeben, das uns zum Ausgangspunkt der Wanderung brachte; trotzdem lohnte sich der Ausflug.
Mittlerweile war unsere zweite Urlaubswoche vorüber.




Südnorwegen (Møre og Romsdal, Sogn og Fjordane)
Die südlichen Landesteile von Norwegen sind für ihre vielseitigen Freizeitmöglichkeiten bekannt: Rafting, Skifahren, Gletscherwandern...
wir wollten das Motorradfahren nicht zu kurz kommen lassen.
Zwischen Trondheim und Kristiansand hatten wir 1 bis 1½ Wochen eingeplant, um möglichst viel Fahrspaß einzufangen. Leider zeigte sich schon sehr früh, dass der Hinterreifen der TransAlp es nicht mehr bis nach hause schaffen würde. So versuchten wir erst einmal die Bikes Richtung Bergen (zweitgrößte Stadt Norwegens) zu lenken, weil wir dort die größten Chancen sahen, schnell einen passenden Pneu herzubekommen. Dabei bot es sich natürlich an, über den Trollstiegen und Geiranger zu fahren.
Im Gegensatz zu 1997 konnte ich diesmal den Trollstiegen (die Paradestrecke des Landes) bei bestem Wetter genießen. Diese engen Serpentinen mit dem Wasserfall sind schon atemberaubend. Ab Geiranger (an der Spitze des engen Geirangerfjords gelegen, ein Muss für Mitbringseleinkäufer) machte dann das Wetter zu. Dabei ist die Straße rund um Geiranger ein Highlight für sportliche Fahrer. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: das Wetter sollte für die folgenden Tage so bleiben. Nach einem durchfahrenen Wolkenbruch retteten wir uns in eine Hütte in Stryn.

Bergen
Glücklich in Bergen angekommen, schauten wir uns erst mal nach einem Reifenhändler um. Nach einigem hin und her und durchfragen, hatten wir MC Marine ausgemacht. Hier versprach man uns am Montag, den Reifen bis Mittwoch besorgen zu können. Bingo, so hatten wir den Dienstag für eine Erkundung Bergens. In Bergen selbst findet man keine Campingplätze, dafür muss man sich schon in den Randbezirken umsehen. Wir wählten den kleinen Platz in Grimen (an der N580 Richtung Indre Arna), den ich schon von 1997 kannte. Allzu viel Komfort sollte man hier allerdings nicht erwarten.
In Bergen sollte man sich natürlich die Hanse-Häuser (Bryggen) ansehen, die man kaum verpassen kann. Das Aquarium mit seinen 80 Kronen Eintritt, ist dagegen nur echten Fischfans zu empfehlen. Wir beschlossen den Tag, an dem es nur einmal regnete, mit einem ausführlichen Einkaufsbummel.
Am Mittwoch mussten wir hören, dass der Reifen irgendwo in Oslo hängen geblieben war. Doch MC Marine war so freundlich und telefonierte mit der Konkurrenz in der Stadt. Bei Bergen MC Senter bekamen wir einen halbwegs passenden Reifen, der lag da schon die ganze Zeit rum !?. Um 15 Uhr war alles montiert und wir starteten durch, jedoch nicht ohne vorher ein paar Jägermeister (als kleines Dankeschön) bei MC Marine abzuliefern.

Hordaland / Rogaland, der Südwesten
Mit dem neuen Reifen auf der TransAlp ging es weiter zum Hardangerfjord. Leider habe ich dabei die Abzweigung von der E16 auf die N7 verpennt und wir verpassten den wohl schönsten Teil des Fjords, wobei die E16 (nördlich des Fjords) auch ihre Reize hat, zumindest wenn man Tunnels mag. Sei's drum, wir kutschierten weiter am Sörfjord an Odda (hübsch-hässlich) vorbei nach Hildal zum Camping.
Am Folgetag nahmen wir die Route durch den Folgefonn-Tunnel (11 km, 20 Kronen, kaum Verkehr) an den Maurangerfjord. Dort erwartete uns eine Wanderung zum Bondhusbreen, einer Gletscherzunge, die wir ohne das Heftchen über den Hardangerfjord aus der Touri-Info in Bergen nie gefunden hätten. Genauso fanden wir dort Informationen über das Baroniet Rosendal, das wir anschließend nicht besichtigten (hier einen Kaffe zu trinken war uns genug). Die weitere Fahrt ging über Røldal (E134) und die faszinierende Hochebene bei Haukeligend (schroff, weit, kalt) auf die N9, wo wir bei Flateland unser Zelt aufbauten.
Nach einer Nacht, eingekeilt zwischen Niederländern, wollten wir weiter zum Lysefjord. Nach der Überquerung einer weiteren Hochebene (tolle Landschaft, scheiß Wetter), trafen wir einen norwegischen Biker, der uns abriet weiter in Richtung Lysebotn zu fahren, das Wetter dort und dorthin wäre ziemlich übel. Eine kurze Unterredung klärte dann, dass wir noch am selben Tag Kristiansand ansteuern wollten. Somit war auch klar, dass die Wanderung zum Kjerag (1000 Meter hohes Felsplateau über dem Lysefjord) ausfallen würde, schade. Die Strecke über die Siredalsvegen (von Tonstad nach Sire) bot uns dann eine letzte Gelegenheit, Schotter zu fahren.

Die Rückfahrt
Um 15 Uhr am Fährhafen angekommen, erfuhren wir, dass die Color Line-Fähre um 8 Uhr am nächsten Morgen bereits ausgebucht war. Also nahmen wir die Schnellfähre um 21:45 am selben Tag und waren gegen 0:30 in Hirtshals. Der Zeltaufbau bei Dunkelheit und starkem Wind gestaltete sich schwierig. In zwei Tagesetappen auf der E45 / A7 waren wird dann wieder zuhause in Niedereschach.
 Fazit
In Norwegen gefiel uns die Landschaft sicherlich besser, jedoch fühlten wir uns in Finnland den Menschen irgendwie näher - vielleicht macht die gemeinsame Währung schon ein wenig dabei aus. Alles in allem konnten wir uns über das Wetter nicht beklagen und so war dieser Urlaub wieder mal ein voller Erfolg.
Ja, so knapp lässt es sich zusammenfassen.
 Tipps für die Reise
  • Gutes Kartenmaterial ist immer wichtig. Wir hatten Shell-Karten (Skandinavien 1:800.000 und Suomi-Finland 1:750.000 mit Nordteil 1:1.500.000) dabei, wobei die Auflösung vor allem für Finnland besser hätte sein dürfen.
  • Als Reiseführer verwendeten wir den »Baedeker Skandinavien« (ISBN 3-87504-522-X).
  • Der ADAC stellt für Mitglieder kostenlos ein recht empfehlenswertes Reiseset zusammen.
  • Wer gerne zeltet oder Hütten benutzt, sollte sich das jeweils aktuelle NAF-Campingguide zukommen lassen (kostenlos). In diesem Führer sind zwar nur norwegische Campingplätze aufgeführt, die der NAF-Organisation angehören, diese erfüllen aber jedenfalls gewisse Grundvoraussetzungen (z.B. Rezeption bis 23 Uhr geöffnet).
  • Hütten in Norwegen sind meistens für max. 4 Personen und kosten zwischen 200 und 350 Kronen (7,5 Kronen sind ca. 1 €).
  • Werdet Euch vorher klar darüber, wie lange die Gesamtstrecke ist, und wie lange die Reifen halten.
  • In Finnland sollte man es nicht versäumen, ein Lakritz-Eis zu testen, sofern es einen nicht davor schüttelt - ich fand's genial.
  • Versucht niemals zwei Portionen "Spaghetti Carbonara" in einem Trangia-Kocher auf einmal zuzubereiten. Kenner des Trangia werden allerdings erkennen, dass wir den kleineren Topf erwischt hatten.
 
 
 
 Links zu weiteren Nordkap-Berichten