Vorstöße in den flachen Süden gibt es bei uns eher selten, weil wir keine Badeurlauber
und in unseren Mopedklamotten auch keine Freunde von Außentemperaturen
über 30 Grad sind. Wenn sich jedoch die Vor- oder Nachsaison nutzen
lässt, können wir das eine oder andere in Angriff mehmen.
Bildergalerie Bilderanzeige mit der Floatbox
Auch zu diesem Bericht haben wir wieder eine Reihe von Bildern aufbereitet,
die mit der Floatbox angesehen werden können. Einfach eines der Bilder
auf dieser Seite anklicken und man kann sich mit den Blättertasten durch
alle Fotos wühlen.
Einstieg
Reisetagebuch
Der Alltagsstress in der ersten Jahreshälfte hat uns echt urlaubsreif gemacht. Obwohl wir schon
seit einigen Monaten wissen, dass es diesmal nach Sardinien gehen soll, bereiten wir uns nur
minimal auf diese Reise vor. Eine Landkarte, ein Reiseführer und ein paar Recherchen im Internet,
das war's. Aber wir sind ja flexibel, wollen uns zuerst einmal auf der Insel orientieren und die
schönsten Ecken selbst entdecken. Lediglich die Fähre Genua-Olbia (Moby) haben wir bereits 2 Monate
im Vorfeld gebucht - nur so als Anker, dass wir es uns nicht noch anders überlegen und wieder
(nur) in die Alpen fahren.
Ab in den Süden
Die Mopeds haben wir bereits am Samstag beladen, so dass wir gemütlich gegen 10 Uhr in Richtung
Genua
aufbrechen. Die schweizer Vignette haben wir noch aus unserem Kurzurlaub im Frühjahr (Mailänder
Seen), also nehmen wir die Autobahnen quer durch die Schweiz und nutzen
den Gotthardpass. Wir beeilen uns nicht gerade, erreichen aber Genua doch bereits gegen 18
Uhr. Da die Fähre erst um 22 Uhr ablegt, haben wir noch genügend Zeit, um das Treiben am Fährhafen
zu beobachten und einen Snack einzunehmen. Die Übernachtung im Pullmansitz ist, wie üblich, nicht
erfreulich, aber wir kriegen doch ein paar Stunden Schlaf bevor das Schiff gegen 7:30 Uhr in
Olbia
anlegt. Den ersten Campingplatz
(Baia Saraceno in Palau)
haben wir schon bei der Planung ausgesucht. Palau ist ca. 30 km nördlich von Olbia und der Platz
liegt am Stadtrand hübsch an einem Uferhang unter großen Pinien. Den Tag verbringen wir mit einer
sehr kleinen Erkundungsfahrt und einem Mittagsschlaf, um die Fährfahrt restlich zu verdauen.
Der Nord-Osten
Wir wollen Landschaft und Städte sehen, also planen wir eine Fahrt nach Tempio, der Hauptstadt der
Region
Gallura
Die Strecke ist abwechslungsreich, teils recht kurvig bei sehr gutem Belag,
allerdings fehlen echte Highlights (was auch immer wir erwartet haben). Die Landschaft wird von
den Brauntönen des verdorrten Grases auf den sanften Hügeln beherrscht. Tempio präsentiert sich als
quirliges Städtchen mit verwinkelten Sträßchen und mächtiger Kathedrale, sympathisch. Auf dem Rückweg
machen wir einen West-Schwenk über
Castelsardo,
dem bekannten Postkartenmotiv. Das Navi beschert uns dabei einige
Etappen über schmale Nebenstrecken und einsames Bergland bei durchwegs gutem Straßenbelag - nett.
Karte/Track
Ganz Sardinien bietet eine reichhaltige Auswahl an Ausgrabungen. Rund um unseren Ausgangspunkt
finden sich einige
Gigantengräber,
die wir heute besichtigen wollen. Doch diese vorchristlichen Ausgrabungen sind recht überschaubar
(vielleicht fehlt uns auch nur der richtige Bezug) und so ziehen wir nach 3 Ortsterminen weiter nach
St. Teresa di Gallura,
um die Fährverbindungen nach Korsika zu checken, die wir für unsere spätere Rückreise in Erwägung
ziehen. Es ist ziemlich warm, also tuckern wir anschließend gemütlich zum Platz und vergammeln
den restlichen Nachmittag.
Die Ostküste entlang
Sind wir zu anspruchsvoll? Wie auch immer - wir glauben, hier im Norden genug gesehen zu haben
und wir sehnen uns nach höheren Gefilden und entsprechend niedrigeren Temperaturen. Also
ziehen wir weiter die Ostküste entlang nach Süden. Hier, rund um den Naturpark
Golfo di Orosei
gibt es reichlich Strecken über 800 Meter, wobei uns gleich die SS125 mit dem Passo Genna Silana
den ersten 1000er spendiert. Hier treffen wir auch auf die ersten Wildschweine, vor denen uns einige
Kameraden bereits gewarnt hatten, aber es ist hier übersichtlich genug, so dass sie keine Gefahr
darstellen. Das wird nicht immer so bleiben. Wir landen schließlich in
Lotzorei,
knapp oberhalb des Hafendörfchens
Arbatax
auf dem weitläufigen Campingplatz
Iscrixedda
(ein klasse Zungenbrecher).
Unsere Platznachbarn aus Würzburg schanzen uns gleich noch ein Tourentipp aus ihrem Reiseführer zu,
den wir am nächsten Tag umsetzen wollen. Das Restaurant am Platz verströmt die Romantik einer
Bahnhofshalle, aber die Pizzen sind klasse - also kein Grund nochmals aufzubrechen.
Karte/Track
Am nächsten Morgen bemerken wir zunächst, dass unser Zelt und alles drum herum, samt den
Mopeds, völlig verzuckert ist. Nachts hatte es geregnet und den Sirup aus den Eukalyptusbäumen
gewaschen - eine klebrige Angelegenheit, vor allem unter den Schuhen. Nach einer flüchtigen
Reinigung brechen wir zur Tour aus dem Reiseführer auf. Sie führt uns rund um den Naturpark
über Ussassai, Seùi, Aritzo und Fonni. Es ist herrlich hier - mächtige Berge, winklige Straßen
mit meist gutem Belag und angenehme Luft. Einen Regenschauer nehmen wir als willkommene
Abkühlung mit, wenn wir auch danach etwas mit Nebel zu kämpfen haben, aber das bereichert nur
den Gesamteindruck
[Karte/Track].
Abends am Platz ist es wieder trocken und warm, doch wie bereits am Vortag gibt es zwischen 22
und 24 Uhr (ja echt) ein heftig lautes Kinder-Unterhaltungsprogramm, vor dem wir zwischenzeitlich
flüchten.
Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir (etwas zu spät, es ist schon ziemlich warm) in
Richtung Berge. Den Passo Genna Silana nochmals zu fahren, diesmal aber ohne Gepäck, ist unser
erstes Ziel. Für den Einstieg in die Südrampe nehmen wir eine Strecke mehr im Inselinneren, nicht
dass es uns noch langweilig wird. Dafür fahren wir nach der Überquerung des Passes einen guten
Teil der Vortagestour in der Gegenrichtung, nicht jedoch ohne auf der Passhöhe eine ausgiebige Rast
einzulegen, hier ist die Temperatur erträglich. Die Landschaft in dieser Gegend ist echt nach
unserem Geschmack: gewaltig und lieblich zugleich, obwohl auch hier vieles vertrocknet ist. Um
Sardinien grün zu sehen, muss man eben im Frühjahr kommen. Ein Abstecher über Genna'e Medau
(921 m) und Pirastu Trottu (1028 m) gibt den krönenden Abschluss. Das schmale Sträßchen
(Abfahrt von der SS198 zwischen Seui und Ussassai) durch die wilde und einsame Bergwelt ist eines
der Highlights des gesamten Urlaubs. Nach 270 km sind wir aber anschließend auch restlos erledigt.
Karte/Track Kein Plan, kein Ziel - oder doch?
Spätestens heute rächt sich unsere spärliche Vorbereitung, aber vor unserem Urlaub hatten wir
viel um die Ohren. Eigentlich wollen wir nur gut 70 km nach Süden umziehen (Villaputzu), doch bei
einem Cafe-Stopp erzählt uns ein italienischer Biker von der
Costa Verde
und dem tollen Camping
dort. Kurzerhand planen wir um und fahren 100 km quer über die Insel, über zugegebener Weise
geniale Straßen, um bei Ingurtosu vor einer Sandpiste zu stehen. Die gut 4 km Sand ertragen
wir noch recht gelassen, aber die dann folgende Bachdurchfahrt bringt uns ins Grübeln - wenn wir
hier 4 Tage ausharren wollen, sehen unsere Mopeds bestimmt aus, wie einzementiert. Also kehren wir
um, fahren wieder Richtung Nordern und landen schließlich, schon leicht verzweifelt, in
Oristano,
Die Suche nach dem Zeltplatz muten wir uns nun allerdings nicht mehr zu und nehmen dafür ein
Zimmer im Hotel
Duomo,
aus der Empfehlungsliste des GPS (108 Euro die Nacht, doch das ist es uns jetzt Wert). Der Süd-Westen
Gleich morgens ziehen wir auf den nur 5 km entfernten Campingplatz
Spinnaker
um. Ja so nahe
waren wir dem Ziel und die Gegend hier scheint auch für min. 2 Tagestouren zu taugen, aber
gestern hätten wir kein Zelt mehr aufbauen wollen. Nachdem wir uns auf dem Platz eingerichtet
haben starten wir eine Tour in die Berge im Inselinneren, Richtung Süd-Osten. Hier hat es
tatsächlich Bäume und wir kommen uns ein wenig vor wie im Schwarzwald. Unsere eigene Planung
reichern wir mit Anregungen aus dem Reisführer der Würzburger an. Am östlichen Zipfel der Tour
berühren wir garade die Streckenführung der Touren, die wir von Lotzorei aus gefahren sind, lustig.
Die Bergstrecken sind wieder mal ein Leckerbissen und jetzt um die Mittagszeit hat es hier so gut
wie keinen Verkehr. In der halben Stunde, die wir am Straßenrand der SS128 Rast machen, zählen wir
gerade mal 2 Autos. Nur die weite Rückfahrt durch die Ebene bis Oristano nervt.
Karte/Track
Heute wollen wir die Westküste unsicher machen. Die Route führt uns zwar nur ein paar mal und
immer nur für wenige Kilometer direkt ans Meer, die Landschaft ist aber extrem reizvoll - teils
flache Strände, teils Steilküste. Den Bereich der Costa Verde müssen wir mangels Straßen
zwar aussparen, aber wir wissen ja schon annähernd was uns dort erwarten würde, und außerdem geht
es dafür noch mal über Arbos und seine genialen Zufahrten. In Iglesias machen wir
kehrt und folgen der SS126 wieder nordwärts, ein paar Streckenteile sind dabei zwar doppelt, das
schadet aber nicht im Geringsten. Von Iglesias bis Arbos ist die SS126 echt der
Hammer: Zwei Pässe, super Belag und Kurven ohne Ende. Der Süden, Regionen Carbonia Iglesias und Cagliari
Wir pilgern kurzerhand ganz in den Süden, zuerst auf der Autobahn, später auf Staatsstraßen, vorbei
am (vor hier aus) hässlichen
Cagliari
nach Pula zum Camping
Flumendosa
(eher untere Komfortklasse, aber prinzipiell ist alles vorhanden, was man braucht). Nach den 140 km
Fahrt und dem Zeltaufbau sind wir platt, es hat 35 Grad. Also vergammeln wir den restlichen Tag
lesend am Zelt und in der schattigen Bar - relaxen ist angesagt.
Am nächsten Morgen brechen wir zu einer kleinen Runde in die Berge nord-westlich von Pula auf und
genießen 20 Kilometer Schotter. Der Schotter ist mit Sand durchsetzt, wodurch Astrid hinterher
aussieht, wie ein dreckiger Schneemann (das kommt auf dem Bild nicht so deutlich raus). Anschließend
fahren wir ein Stück der Küstenstraße im Süden entlang, das uns die Landkarte empfiehlt - wirklich
eine sehenswerte Landschaft. Nach 180 km sind wir zurück am Platz, doch es ist erst 15 Uhr, also
düsen wir zu zweit auf der 1200er nach Cagliari zu einer kurzen Besichtigung. Die Stadtmitte
mit der berühmten Via Roma ist sehr hübsch, aber für uns heute eindeutig zu hektisch. Wieder
zurück am Platz bereiten wir unsere Gewaltstour für den nächsten Tag vor, denn wir haben uns
kurzerhand dazu entschlossen, noch ein wenig auf Korsika zu kreuzen - tja, so sind sie, die
Dexheimers.
Karte/Track Aufbruch nach Korsika
Hatten wir den Begriff "Gewaltstour" bereits erwähnt? Wir stehen kurz vor 7 Uhr auf, bauen ab, laden
auf, frühstücken und sind bereits um 9 Uhr auf der Strecke. Nach Cagliari folgen wir der Autobahn
bis fast nach Sassari, dann geht's weiter über Tempio nach St. Teresa die Gallura. Hört
sich kompakt an, sind aber beinahe 350 km. Wir kommen, nach einem Frontlampenwechsel an der 1200er,
gut voran, nicht zuletzt weil es heute mit ca. 23 Grad relativ kühl ist. Gegen 14 Uhr sind wir am
Fährhafen. Für die Überfahrt nach Bonifacio (Luftlinie 11 km entfernt) knöpft Moby uns 37 Euro pro
Nase ab, ein stolzer Preis, aber die Schiffsfahrt ist dafür auch ein achterbahn-ähnliches Erlebnis.
Spontan wie wir sind, fahren wir gleich weiter Richtung Nord-Westen, werden aber bald von unserer
Kondition ausgebremst und nehmen ein kleines Hotel in Sartenne.
Karte/Track Schnupperkurs Korsika
Mein Stich am Bein, den ich (Christoph) mir schon in Oristano eingefangen habe. wird so langsam echt
lästig und schmerzt, aber wir wollen weiter Richtung Norden. Zunächst suchen wir uns einen
Campingplatz bei Calvi aus, schwenken aber aufgrund der Nähe zu
Bastia
auf Saint-Florent um. Die Strecke bis dorthin hat es allerdings in sich, zumindest die, die wir
uns ausgesucht haben. Die D69 über Col de la Vaccia und Col de Sorba liefert uns
mehr als 100 km Kurven auf teils baustellenbedingtem Schotter, eng, steil - kurz gesagt: einfach
geil. Hier erleben wir auch den Höhenrekord des Urlaubs, 1322 m am Col de Sorba. Als wir
wieder auf der N193 aufschlagen haben wir erst mal genug von Kurven, sind aber höchst zufrieden.
Solche Sträßchen findet man auf Sardinien eher nicht und außerdem hat es hier richtige Wälder. Der
Rest bis zum Camping ist eher unspektakulär, die Küstenstraße D81 bietet aber noch ein optisches
Highlight. Abends gönnen wir uns noch ein leckeres Abendessen in einem guten Restaurant am Hafen und
begutachten die luxuriösen Yachten.
Karte/Track
Mit den Köpfen sind wir schon auf dem Heimweg, also schauen wir uns tags drauf in Bastia nach Fähren
Richtung Genua um. Unsere Enttäuschung ist allerdings groß, als wir feststellen, dass unter der
Woche keine direkten Fähren mehr nach Genua gehen; wir sind eben schon in der Nebensaison. Wir
planen nach reiflicher Überlegung auf
Livorno
um, wollen dafür aber schon einen Tag früher fahren, weil wir so eine Zwischenübernachtung auf dem
Festland brauchen, nachdem die Fähre erst um 17 Uhr in Livorno ankommt.
Bis zum frühen Nachmittag drehen wir zum Abschied noch eine Runde am
Cap Corse.
Die Straße in der nördlichen Hälfte ist ein Alptraum. Zwar ist die Aussicht recht ansprechend,
dafür ist aber die Piste übel zugerichtet bzw. im Baustellenzustand. Als wir zurück am Platz sind,
haben wir tatsächlich genug vom Mopedfahren und sind klitschnass geschwitzt. Mit einem netten,
kleinen Stadtbummel in
St. Florent
beenden wir dann den aktiven Teil unseres Urlaubs.
Bei der Heimreise kommt es dann, wie es kommen muss. Schon bei der Überfahrt erwischt uns ein
Regengebiet und wir packen uns beim Verlassen der Fähre wasserdicht ein. Glücklicherweise lässt der
Regen bald nach, doch dann wird es auch schon dunkel und wir nehmen ein Hotel in Parma. Am nächsten
Tag haben wir dafür gutes Wetter durch die Schweiz und kommen relativ relaxt zuhause an.
Kartenmaterial
Von Material zu sprechen wäre schon übertrieben. Nachdem wir uns größtenteils auf das GPS
verlassen, haben wir uns lediglich die Landkarte "Reise Know How, Sardinien, 1:200.000, ISBN
978-3-8317-7091-5" zugelegt, die einen sehr guten Überblick bietet und recht genau ist. Als
Reiseführer benutzten wir den "ADAC Reiseführer Sardinien, ISBN 978-3-89905-500-9". Hier wäre ein
motorradspezifisches Exemplar aber sicher besser geeignet, so wie ihn die Würzburger (siehe oben)
hatten.