Reiseurlaub
Südengland 2016
www.chdex.de
(p) 24.12.16


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Unser
Jahresurlaub
vom
10.07. bis
25.07.2016

 
Garmin
 
National Trust
 
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Schlösser, Burgen, schiefe Häuser

Die weißen Flecke auf unserer Reise-Landkarte zu füllen, das war erklärtes Ziel in diesem Jahr. England bot sich an, weil im Norden (nicht so heiß) und weil wir noch keine Erfahrungen mit dem Südteil der britischen Hauptinsel hatten. Ein Brexit war zu Beginn der Planung noch nicht in Sicht.
 
Wie kommt man nach England?
Naja, durch Fleißarbeit! Und das bedeutet in unserem Fall: Autobahn.
Zum Glück gibt es aber ein nettes Nachbarland, in dem die Autobahn-Benutzung zwar etwas kostet, die Piste dafür aber relativ stressfrei befahrbar ist. Allerdings ist die Beschattung der Straße noch nicht ganz fertig gestellt und so freuen wir uns, nach ca. 650 km und über 30 Grad das hübsche B&B-Hotel in Lens (Nähe Lille) zu erreichen, das wir im Voraus gebucht haben. Das Vorabbuchen sollte sich dann auch wie ein roter Faden durch den ganzen Urlaub ziehen, denn wir sind ohne Camping-Ausrüstung unterwegs und die Unterkünfte in England sollte man nicht zufällig aussuchen - soviel wissen wir jedenfalls nach Abschluss der Tour. Jedenfalls sind wir zeitig am Zwischenziel und fallen nach einem gemütlichen Abendessen in die Betten - nicht einmal das Fußball-EM-Finale hält uns die Augen offen.

Die restliche Strecke bis Calais beträgt nur noch gut 100 km, die schaffen wir trotz magerem Frühstück mit links. Dafür ist die Überfahrt nach Dover etwas unruhig - vielleicht war das mit dem spärlichen Frühstück gar nicht so schlecht. Mit einer Stunde Guthaben durch die (irgendwie unsinnige) Zeitverschiebung erleben wir einen sonnigen p02 Nachmittag in Dover. An den Linksverkehr gewöhnen wir uns schnell (es ist ja nicht das erste mal) aber im Hostel lassen sie uns nicht vor 15 Uhr auf's Zimmer. Das bedeutet, wir können uns nicht umziehen und deshalb lassen wir gleich unsere erste geplante Besichtigung aus, die Dover Castle gewesen wäre. Wenigstens gibt es aus der lebhaften Stadt schöne Blicke auf den Burghügel, die wir situationsbedingt bei einen leckeren, englischen Bier genießen.
Als wir am späteren Nachmittag unser Hostelzimmer beziehen sind wir erst mal beeindruckt, allerdings negativ: Alles sau-eng, Schimmel- und Farbgeruch überall, 110% Luftfeuchtigkeit, ein winziges Fenster und ein defektes Rollo, das die Straßenlaterne vor dem Haus auf's Bett durchlässt - kurz - unser Spardrang (50 Pfund für das Doppelzimmer) rächt sich. Dafür ist das Frühstück erträglich und wir kommen relativ früh los Richtung Canterbury. Die Fahrt nach eigenen Präferenzen (mein altes 278er-Garmin sucht dabei vorzugsweise Nebenstrecken) führt uns über teils abenteuerlich enge Single-Tracks mit meterhohen Hecken auf beiden Seiten, teils auf langen Waldstrecken. Also eigentlich sehen wir so gut wie nichts von der Landschaft, doch wir brauchen fast eine Stunde für die nur 30 km lange Strecke.
p09 p11 In Canterbury schlendern wir durch die hübschen und oft sehr engen Gassen, bis wir die Kathedrale erreichen, die wir eigentlich ansehen wollen. Doch 12 Pfund pro Nase sind uns für eine Kirchenbesichtigung dann aber zu heftig. Wir entpuppen uns als echte Schwaben - an die englischen Preise scheinen wir uns erst noch gewöhnen zu müssen. Von außerhalb der Mauern ist die Kathedrale aber ohne Kletteraktionen nur halb zu sehen. Sei's drum, es kommen noch andere Bauwerke, und das sogar recht bald, denn unsere nächste Station ist das Wasserschloss Leeds Castle. Und das wollen wir nun wirklich sehen, trotz 24,50 Pfund Eintritt - hier hätten wir auch wirklich etwas verpasst. Die über 1000 Jahre alte Anlage ist heute ein Erholungszentrum, uns bietet das liebevoll hergerichtete Schloss jedoch Einblicke in die verschiedenen Lebensstiele der zahlreichen Besitzer. Es gibt Fotomotive zuhauf, sowohl in den Zimmern, wie auch im Außenbereich. Dort erreichen uns dann auch die ersten Regentropfen, die sich in kurzer Zeit zu einem beachtlichen Wolkenbruch zusammentun. Wir verbringen eine Zwangspause unter einem Sonnenschirm im Kassenbereich und naschen eine Schale (rekordverdächtig leckerer) Erdbeeren. Leider verlieren wir so eine gute Stunde und unser letztes Plan-Zwischenziel für heute, Ightham Mote, hat bereits geschlossen. Also fahren wir weiter auf herrlich holprigen aber durchwegs geteerten Sträßchen Richtung Sevenoaks, wo wir zwei Übernachtungen im Moorings Hotel gebucht haben. Das ist schon deutlich besser als das Alma (kostet ja auch immerhin schon 70 Pfund pro Nacht), ist aber in Bezug auf Komfort noch deutlich steigerungsfähig. Hinzu kommt, dass der ca. 1 km lange Weg zum Stadtzentrum einen kräftigen Anstieg beinhaltet. Wir entlohnen uns mit einem Besuch der Pizzeria Zizzi - man soll ja die lokalen Spezialitäten versuchen; klingt jetzt zuerst etwas ironisch, aber wer hat schon mal eine Pizza mit Ziegenkäse und karamellisiertem Essig verkostet? Das ist dann doch schon wieder ziemlich Englisch .

p14 Den dritten Tag auf der Insel beginnen wir mit einem Besuch von Chartwell House. Der ehemalige Landsitz von Sir Winston Churchill öffnet seine Pforten allerdings erst um 11 Uhr, wir sind eine Stunde zu früh. Die wunderbaren Gartenanlagen rund um das Haus lassen die Zeit jedoch schnell vergehen. Als wir dann rein dürfen sind wir von den Räumlichkeiten, in denen das Fotografieren leider verboten ist, sehr angetan. Es wirkt, als ob die Besitzer gerade noch da waren, so liebevoll und detailreich ist hier alles ausgestattet. Gerade weil Chartwell kein Schloss ist, kann man sich gut vorstellen, wie der große Staatsmann mit seiner Familie hier gelebt hat. Hier können wir übrigens auch erstmalig unsere National Trust Mitgliedschaft auskosten, die wir extra für diese Reise erworben haben. Leider gehört schon unser nächstes Ziel, Hever Castle, nicht zum Bestand des National Trust, aber wir bezahlen die 16 Pfund Eintritt gerne, denn auch Hever Castle ist eine sehenswerte Anlage. Allein schon die kunstvoll geschnittenen Sträucher sind außergewöhnlich. Trotzdem bringen wir die Besichtigung relativ schnell hinter uns, setzen uns gemütlich ins Gartencafé und genießen ein Sandwich. Es sieht schwer nach Regen aus, doch es bleibt trocken und wir machen noch einen kleinen Ausflug nach Tunbridge Wells, einem Kurort mit quirligem Stadtkern. Hier trinken wir ein Tässchen Tee und beobachten die Passanten - Astrid findet, dass ein Großteil der Engländer relativ schlecht angezogen ist. Erst recht spät kommen wir zurück ins Hotel, nehmen eine Dusche und ziehen wieder in die Stadt zum Abendessen. Den besagten kräftigen Anstieg wollen wir diesmal mit einer Busfahrt erleichtern und fragen einfach einen parkenden Busfahrer. Der nimmt uns, für ein kleines Trinkgeld, bei einer Leerfahrt mit ins Stadtzentrum und empfiehlt uns gleich noch ein gutes und günstiges Lokal. Wir fühlen uns als Touristen hier echt wohl.

Unser nächstes Zwischenziel ist Marlborough und nein, nicht um Zigaretten zu kaufen. Wir haben uns die kleine Stadt hauptsächlich wegen der Nähe zu Avebury ausgesucht. Die Streckenwahl überlassen wir mal wieder dem 278er Garmin, was uns eine sehr abwechslungsreiche Kombination aus Single-Tracks bis hin zur Autobahn beschert. Es ist relativ kühl und wir werden sogar zwischenzeitlich etwas nass, aber es würde uns fern liegen, uns über das Wetter zu beklagen, wir wollten es ja so. In Marlborough angekommen suchen wir zunächst nach dem Bear-Hotel. Ein netter Herr erklärt uns, dass wir soeben daran vorbei gefahren sind und dass er auch eine BWM sein Eigen nennt und dass er gegen den Brexit gestimmt hat - soll noch einer sagen, die Engländer seien verschlossen. Das von außen recht ansprechende Hotel hat bzgl. innerer Werte die besten Zeiten schon hinter sich: p19 Etagendusche, Toilette ein Stock tiefer. Doch das Zimmer ist sauber und nett eingerichtet - wir denken positiv. Nachdem noch einiges vom Tag übrig ist, machen wir mit der 12er einen Ausflug nach Avebury, das uns aber irgendwie enttäuscht - den riesigen Kreis aus einzelnen Steinen bekommt man (natürlich) immer nur bruchstückhaft zu sehen. Unser Programm besteht dann auch nur aus ein paar Fotos, einem Kaffee und der Rückfahrt nach Marlborough.

Die Sehnsucht nach etwas Abwechslung zur relativ eintönigen Landschaft südwestlich von London treibt uns an, tags darauf bis nach Bristol zu fahren. Ok, das sind gerade mal gut 90 km, weswegen wir auch noch genug Zeit haben, einen Schwenk nach Süden zu machen und durch p21 die Cheddar Gorge zu fahren. Hübsch hier! Zwar kein Vergleich zu den Gorges in Südfrankreich, aber für südenglische Verhältnisse durchaus sehenswert. Für den Mittagstee suchen wir uns die Ortschaft Wells aus, weil es hier, laut Reiseführer, auch eine Kathedrale geben soll. Leider nieselt es leicht und die Temperatur lässt auch zu wünschen übrig, also konzentrieren wir uns auf Tee und Kuchen und lassen die Kathedrale, Kathedrale sein. Dafür kommen wir schon vor 16 Uhr am kleinen B&B in Winford (ca. 10 km südlich von Bristol) an, aber wir werden bereits erwartet. Die Dame des Hauses hat uns per SMS kontaktiert und wir können gleich ins Zimmer. 160 Pfund für zwei Nächte aber nur ein kaltes Frühstück auf dem Zimmer - doch wir wollen nicht klagen, Zimmer und Bad sind geräumig und sehr gepflegt. Das Highlight des Tages bildet aber der Pub "The Prince of Waterloo", der gerade um die Ecke liegt und in dem wir ausgezeichnet und gemütlich essen.
Am nächsten Morgen ist der Himmel immer noch verhangen und es nieselt wieder, dabei wollten wir in Straßenklamotten und per Bus in die Stadt. Aber wir scheitern schon am Bus, den es hier nicht zu geben scheint, und das in nur 10 km Entfernung zur Großstadt. Schwach! Doch ein Alternativprogramm ist schnell gefunden, wir fahren über Bath (hässlich) nach Bradford-on-Avon, allein schon wegen des schönen Namens. Bradford ist ein wirklich hübsches und quirliges Städtchen, allerdings fehlt uns die Laune zum Bummeln und wir fahren, einen Tee später, weiter nach Bristol zur Clifton Suspension Bridge (klasse Fotomotiv) und p26 dann weiter zum Blaise Castle Gelände, wo wir einen, für unsere Verhältnisse , ausgedehnten Spaziergang machen. Es ist schon beinahe 14 Uhr, als wir uns entschließen, doch noch ins Stadtzentrum vorzudringen. Das ist auch eine gute Idee, denn hier ist beim Harbour Festival richtig was los. Musik an jeder Ecke und Leute über Leute. Wir fühlen uns wohl, schlendern durch das Hafenviertel und genießen die Sonne, die sich nun doch noch zeigt.

Und die Sonne bleibt uns auch am Folgetag treu, den wir zur Weiterfahrt nach Newquay nutzen. Die Nebenstraßen über Minehead und Barnstaple, Richtung Cornwall, machen wieder richtig Laune. Es gibt nun mehr freie Sicht auf die Landschaft und einige hübsche Bergstrecken, die bis über 400 Meter hinausführen. Außer den obligatorischen Tee-Stopps machen wir nur Halt bei Tintagel Castle (Bilder), wo wir allerdings nur die beeindruckende Felslandschaft bewundern. Nach gut 250 km erreichen wir bei feucht-warmem Wetter das alt-ehrwürdige Hotel Victoria in Newquay. Nebel zieht auf und taucht die kleine Stadt in ein faszinierende Lichtstimmung.
Wir haben schon Befürchtungen, dass das Wetter nachhaltig umschlägt, doch am nächsten Morgen ist alles wie weggeblasen und wir machen uns bei blauem Himmel auf den Weg Richtung Land's End. Auf der Strecke machen wir zunächst Halt bei der Healeys Cornish Cider Farm und p26 buchen die große Führung. Außer der Produktion kann man hier ein kleines aber feines Museum ansehen, das Informationen zur historischen Ciderherstellung liefert. Und zum Abschluss gibt es natürlich eine Verkostung.
Für den nächsten Stopp haben wir uns die East Pole Kupfermine in Redruth ausgesucht, stehen dort allerdings vor verschlossenen Türen. Alternativ wollen wir zum Geevor Tin Mine Museum, haben aber die Rechnung ohne die Mittagssonne und die Lage der Mine an der steilen Küste gemacht. Wir kapitulieren vor dem beschwerlichen Ab- und Aufstieg und bestellen uns ersatzweise mal wieder T42 (Tea for two) im Visitor center. Endlich in Land's End angekommen gönnen wir uns eine ausgedehnte Pause und genießen den Anblick der schroffen Klippen vor strahlend blauem Himmel. Wir haben den westlichsten Punkt unserer Reise erreicht.

Und wieder geht's nach Osten

Als wir uns von Land's End verabschieden ist es bereits nach 15 Uhr, trotzdem legen wir noch einen kurzen Fotostopp bei St. Michael's Mount ein. Dafür kommen wir in der Gegend um p38 St. Austell in die Rush Hour und braten bei über 30°C und Schrittgeschwindigkeit vor uns hin. Wer hätte gedacht, dass man in England überhitzen kann. Im rettenden B&B Ragstones werden wir mit kühlen Getränken empfangen. Das sehr empfehlenswerte B&B hat nur einen Nachteil: der Weg zum nächsten Pub schließt einen 5 Kilometer- Spaziergang ein, der uns aber heute Abend durchaus gelegen kommt.

Beim ausgedehnten und reichhaltigen Frühstück quatschen wir noch eine ganze Weile mit Jacqui, der Gastgeberin, bevor wir gegen 10 Uhr Richtung Salisbury aufbrechen. Heute wollen wir wieder Strecke machen. Vorbei an Plymouth und Exeter lassen wir uns für eine Zwischenübernachtung im kleinen Colyton nieder. Der einzige Sightsee-Stopp ist dabei Compton Castle, einem befestigten Herrenhaus, das aber keine echten Highlights hergibt (wir sind schon ein wenig verwöhnt, mittlerweile). Das Highlight des Tages ist dafür das White Cottage B&B Hotel, ein liebevoll restauriertes Landhaus aus dem 15 Jahrhundert. Wände und Böden sind schief und schepps aber tip-top hergerichtet und die Ausstattung ist auf dem neuesten Stand - die schönste Unterkunft dieses Urlaubs. Und zum Pub sind es nur wenige Meter.

Irgendwie scheinen wir es (wieder mal) eilig zu haben, denn mit der nächsten Tagesetappe landen wir schon in Salisbury. Eigentlich wollen wir uns für die gut 130 km viel Zeit lassen, aber alle Ortsdurchfahrten sind notorisch verstopft. Bald haben wir den Kanal voll und biegen auf schnellere Straßen ab, was uns die Möglichkeit gibt, in Dorchester einen längeren Stopp mit Cream Tea zu machen. Boah, stopft das Zeugs, aber lecker ist es eben auch. Danach sehnen wir uns nach etwas Bewegung, die wir in Max Gate, dem früheren Wohnsitz des Schriftstellers p43 Thomas Hardy realisieren. Dieses hübsche Landhaus ist einen Abstecher wert, denn es versetzt einen durch die detailreiche Ausstattung um 100 Jahre zurück. Trotz der Bummelei erreichen wir Salisbury bereits zu früher Stunde und haben noch Zeit, Mompesson House zu besichtigen sowie eine Runde in der berühmten Kathedrale zu drehen.
Mompesson House ist ein Stadthaus aus dem 18'ten Jahrhundert, in direkter Nachbarschaft zur Kathedrale, und im Queen Anne Stil erbaut. Hier kann man unter anderem sehen, wie die Engländer zu dieser Zeit optisch mogelten, um das Haus größer wirken zu lassen, echt p48 sehenswert. Die Kathedrale ist dann aber doch der Höhepunkt des Tages: ein gigantisches und wunderschönes Bauwerk. Wir lassen unsere Blicke schweifen und lauschen einem Gastchor aus San Francisco, der gerade probt.

Im Gegensatz dazu ist das B&B-Hotel "White Lodge" mit Etagendusche und -Toilette eher eine Enttäuschung, aber wenigstens ist unser Zimmer recht geräumig. Immerhin wollen wir es hier wieder zwei Nächte aushalten und einen Tag ohne Gepäck fahren. Für den Besuch von Stonehenge und Southampton lassen wir die 800er stehen und fahren in Straßenkleidung - das ist der Hitze geschuldet. Ja wirklich, es sollen heute schon wieder über 30 Grad werden, und Sightseeing mit Mopedklamotten ist dabei immer recht lästig. Für Stonehenge haben wir schon 2 Tage im Voraus online p50 Zeit-Tickets gekauft, was die Garantie bieten soll, am Wunschtag auch wirklich auf die Anlage zu kommen. An der Tageskasse ist dann auch ziemlich viel los, aber es muss wohl keiner draußen bleiben - wie auch immer, wir dürfen pünktlich rein. Und es ist echt faszinierend: oft haben wir die Steinformation schon auf Fotos und Bildschirmen bewundert, aber davor zu stehen und alles mit eigenen Augen zu sehen, ist einfach etwas anderes. Nach über einer halben Stunde und zahllosen Fotos treten wir den Rückzug an, drehen aber noch eine Runde im Besucherzentrum, um die interessanten Ausstellungen anzusehen. Dann machen wir uns, nach wie vor in Zivil, auf den 70 km langen Weg nach Southampton, wo wir zunächst nach dem Titanic-Museum suchen, das es unter diesem Namen natürlich nicht gibt. Im SeaCity Museum werden wir dann aber fündig und schlendern fast 2 Stunden durch die extrem gut gemachte Ausstellung, die technisch auf dem neuesten Stand ist. Hier erfährt man nicht nur viele Details über die Titanic selbst, sondern auch über das Leben in Südengland zur damaligen Zeit - sehr empfehlenswert! Den anschließenden Stadtbummel lassen wir etwas kürzer ausfallen, nachdem wir ein paar aufziehende Gewitterwolken bemerken, doch wir haben Glück und bleiben bei der Rückfahrt trocken. Am zweiten Abend in Salisbury haben wir bei der Wahl des Restaurants kein glückliches Händchen: für den kleinen Hunger suchen wir uns ein kleines asiatisches Lokal mit Take-Away aus, aber das Essen ist hier sehr gewöhnungsbedürftig.

Bevor es langweilig wird zieht es uns weiter Richtung Osten. Unsere letzte Station liegt in Brompton bei Gillingham, das bereits wieder zur Grafschaft Kent gehört und auch hier wollen wir wieder 2 Nächte bleiben. Weil wir noch etwas mehr von der Südküste sehen wollen, machen wir einen Schwenk über Chichester bis Brighton und kehren für eine Teepause im quirligen Bognor p54 Regis ein. Der weitere Weg in Küstennähe ist stark von Industrie geprägt und erscheint uns nicht sonderlich attraktiv. Also drehen wir, auch des immensen Verkehrs wegen, bald nach Norden ab und überlassen das Seebad Brighton den Engländern, wissend, dass wir hier vielleicht ein Highlight verpassen. Den zweiten längeren Stopp haben wir auf dem Museums-Bauernhof Saddlecombe eingeplant, den wir sicherlich übersehen hätten, wenn er nicht beim National-Trust gelistet wäre. Hübsch ist es hier, aber nur wenig spektakulär, also fahren wir nach einem Snack weiter Richtung Brompton, wo wir zunächst verzweifelt die Hotel-Adresse suchen - unsere Navis sind uns dabei eher keine Hilfe, erst mit mehrmaligem Nachfragen kommen wir ans Ziel. Im Zimmer ist es unerträglich warm, was uns beizeiten zur Pub-Suche treibt, die beim The King George V glücklich endet, wo es uns sehr gut gefällt, vielleicht auch, weil es hier eine Malt-Whisky-Society gibt.
p55 Tags drauf, es ist wieder heftig warm, entschließen wir uns nochmals dazu, die Schutzkleidung im Hotel zu lassen, denn wir wollen nur wenige Kilometer fahren und Scotney und Bodiam Castle ansehen. Diese beidem Schlösser könnten unterschiedlicher nicht sein: Scotney Castle ist eher ein Landhaus, das noch bis 2006 bewohnt war und dementsprechend authentisch wirkt. Bodiam Castle dagegen ist eine märchenhaft schöne Burgruine, die von außen nahezu unversehrt, im Inneren aber stark zerstört ist. Wir genießen beide Besuche bei strahlendem Sonnenschein und pendeln anschließend ohne Stress zurück Richtung Hotel. Und wir erledigen auch noch einen Einkauf in einem Superstore, was mittlerweile ein Pflicht-Programmpunkt unserer Urlaube geworden ist. Irgendwie geht es hier beim Einkaufen gelassener zu, als wir es aus Deutschland gewohnt sind.

In den Abend-Nachrichten hören wir dann vom furchtbaren Terror-Anschlag in Nizza und den Auswirkungen auf die Grenzkontrollen zwischen England und Frankreich. Es gibt Wartezeiten bis zu 14 Stunden, die die Leute teils auf den Autobahnen zubringen, und das bei dieser Hitze. Wir stehen am nächsten Morgen bereits um 6 Uhr auf, decken uns mit soviel Wasser ein, wie in die Koffer passt und machen uns auf den 70 km langen Weg nach Dover. Mit etwas Glück gelangen wir beinahe unbehindert bis zum Hafen, hängen dort aber fast 3 Stunden fest, bis wir auf der Fähre sind, dies allerdings auch wegen unserer Einschätzung, man könnte hier bei DFDS jederzeit Tickets erwerben. Nein, das geht nur per Voraus-Buchung. Nachdem wir eine wirre Runde im Fährhafen gedreht haben, erstehen wir bei P&O zwei Tickets, allerdings zum doppelten Preis der Hinfahrt - ärgerlich. Gegen 16 Uhr Ortszeit sind wir endlich in Calais, haben aber noch genügend Power und Heimweh, um die 720 km bis nach Hause anzugehen. Und siehe da, kurz nach Mitternacht fahren wir im Eschachpark vor.

Kartenmaterial, Tracks

Neben Informationen aus dem Internet, haben wir uns den kleinen Reiseführer von Marco Polo »Cornwall, Südengland (ISBN 978-3-8297-2620-7) zugelegt, der auch eine halbwegs brauchbare Übersichtskarte 1:770.000 enthält. Die Marco Polo Reiseführer sind zwar nicht gerade detailreich, durch die Fixierung auf genau den Bereich, der für uns interessant war, hat das aber ausgereicht. Über mangelnde Aktualität der Daten konnten wir uns nicht beklagen. Zusätzlich habe ich mir Offline-Karten von Google Maps auf Handy geladen, um den Datenverbrauch während der Reise zu verringern.
 
Tracks
Mehrzahl diesmal Fehlanzeige, ich habe alles in einen Track zusammengefasst:
Rundfahrt Südengland 2016

© 2016 Christoph und Astrid Dexheimer, http://www.ChDex.de