Reiseurlaub
Sardinien im Frühjahr 2016
www.chdex.de
(p) 02.01.17


Flg
 
Flg
 
Bildergalerie
Sardinien im Herbst hatten wir schon, aber im Frühjahr bietet die
Insel völlig andere Eindrücke. Wer die Gelegenheit hat, sollte beides ausprobieren.


Meine Arbeitskollegin Sibylle und ihr Mann erzählten uns Ende 2015 von ihrer Idee, im Mai eine Runde mit den Motorrädern auf Sardinien zu drehen.
Nachdem wir bereits 2010 positive Erfahrungen mit der Mittelmeerinsel gemacht hatten, fragten wir spontan, ob wir uns anschließen dürften. Die ebenso spontane Antwort war "ja" und somit die Sache geritzt. Fast jedenfalls. Immerhin sollte man für solch eine komprimierte Reise das eine oder andere vorplanen, was in diesem Fall die Unterkünfte waren. Bei einem Treffen mit zwei weiteren Mitreisenden hatten wir uns recht zügig auf eine Route und insgesamt 4 Hotels geeinigt. Nun hieß es nur noch: warten bis Ende Mai.
 
Und plötzlich ist es dann soweit:

p02 Für die Anfahrt nach Genua treffen wir uns am sonnigen Morgen des 21. Mai am Grenzübergang Thayngen. Wir sind vorläufig zu sechst: Sibylle und Wolfgang (Wuffi), Bigi und Franz sowie Astrid und ich. Die restlichen Drei stoßen erst auf der Insel zu uns, da unsere Fähre bereits ausgebucht war. Auf den unumgänglichen Autobahn-Kilometern bis Genua können wir uns schön aneinander gewöhnen, denn wir sind in dieser Konstellation noch nie zusammen gefahren. Immerhin haben wir als Schmankerl die Passfahrt über den Gotthard mit im Programm. Mangels offener Gasthäuser kehren wir in Genua in einem McDonalds ein, denn wir haben noch gut 2 Stunden, bis die Fähre ablegt. Nach 12-stündiger Überfahrt kommen wir relativ ordentlich ausgeschlafen in Olbia an und treffen hier unsere restlichen Mitstreiter, Petra und Thomas sowie Elmar. Elmar ist der einzige Nicht-BMW-Fahrer und verstärkt uns mit einer Ducati Multistrada. Dann machen wir uns auf den Weg p06 nach Tortoli/Arbatax. Und gleich die ersten Kilometer liefern das, was wir die nächsten 5 Tage hauptsächlich erleben werden: Kurven ohne Ende. In drei Schwenks fahren wir zunächst über die Berge bei Monti zurück zur Küste bei La Caletta, dann über Lula nach Orosei und schließlich über Nuoro und Talana bis Arbatax. Ein intensiver und langer Ritt. Und wir passen scheinbar auch auf schmaleren Straßen recht gut zusammen; ich denke, es wird keinem langweilig.
Auch das Hotel Poseidonia ist ein Glücksgriff: Schöne Zimmer, guter Service und leckerers Essen - hier bleiben wir 2 Nächte. Das gibt uns die Möglichkeit, einen Tag ohne Gepäck durch die Berge zu cruisen. Wir trennen uns in zwei Gruppen: Enduro und Straße. Astrid und ich fahren zusammen mit Thomas und Petra gut ausgebaute Straßen über Seui und Seulo. Thomas lässt mit seiner K1300 nichts anbrennen und hängt uns immer wieder ab, aber wir haben alle unseren Spaß. Nach einer kleinen Mittagspause haben wir dann ein mittleres Malheur: Astrids Vorderreifen ist platt. Wir haben keine Pumpe und rings herum ist Siesta. Also lassen wir Petra und Thomas ihre Runde fortsetzen und kümmern uns um Reparaturspray und Luft. Erst nach 16 Uhr gelingt es uns, beides zu organisieren, doch bei der Rückfahrt zum Hotel verliert der Reifen wieder Luft - es macht keinen Sinn weiterzufahren. Kurz nach Sonnenuntergang erreicht uns der Abschleppwagen, den unsere Kameraden für uns p08 organisiert haben und bringt Astrids 800er nach Tortoli in eine kleine Werkstatt. Wir genießen den Abend mit den Anderen im Hotel nun erst Recht. Am nächsten Morgen bekommt Astrids Moped einen neuen Vorderreifen. Die kleine Werkstatt Sasso Gomme entpuppt sich als zentrale Anlaufstelle für Motorradfahrer, auch für Touristen. Jedenfalls ist das Zweirad nach 2 Stunden neu und passend bereift und wir machen uns auf den Weg nach Torre Delle Stelle, wo wir die nächste Unterkunft im B&B Villa Verde gebucht haben. Den Weg dorthin haben wir ohne viel Umwege durch das Landesinnere geplant. Bei Muravera kommen wir zurück an die Küste und treffen kurz nach den Anderen am B&B ein. Leider sind wir durch die zeitversetzte Buchung nicht alle hier untergekommen, Petra, Thomas und Elmar sind in einem Hotel ein paar hundert Meter entfernt. Trotzdem genießen wir auch diesen Abend bei leckerem Essen und überaus freundlicher Bewirtung.

Für den Folgetag haben wir uns Torre dei Corsari, einen kleinen Ort an der Ostküste, ausgesucht. Wir haben aber genug Zeit und Muse, einen Schwenk über den Südzipfel der Insel einzubauen. Die SP71 führt uns dabei mit vielen Kurven Richtung Osten, immer der Küste entlang, was uns herrliche Ausblicke beschert. Um es nicht zu unterschlagen, wir haben schon die ganzen Tage ausgezeichnetes Wetter mit Temperaturen um die 30 Grad - eigentlich ist es schon fast etwas zu warm. Bei Teulada biegen wird dann von der Küste ab und fahren, nach wie vor auf kurvigen Strecken, über Iglesias und Arbus nach Torre dei Corsari. Allerdings ereilt uns währenddessen die nächste Panne. Elmars Multistrada mag nicht mehr anhalten: die Hydraulik-Flüssigkeit am Kupplungshebel hat sich verflüchtigt und die Kupplung trennt somit nicht mehr. Wir schieben das untreue Gefährt zu einer Feuerwache, wo uns p12 gleich Hilfe angeboten wird. Mit Händen, Füßen und ein paar Brocken Italienisch erklären wir unser Problem und die Ducati bekommt im Handumdrehen neues Hydraulik-Öl. Die Leute hier sind echt extrem hilfsbereit. Doch die Freude hält nicht lange an, nach wenigen Kilometern kehrt das Problem zurück: der Kupplungszylinder ist undicht und somit ist für Elmar erst mal Endstation. Zwischenzeitlich haben Wolfgang und Franz die Gruppe für einen Offroad-Abstecher verlassen. Wir treffen uns an einer Tankstelle wieder und haben nun auch noch einen Verletzten: Franz hat sich beim Versuch, seine 1200er Adventure abzufangen, einen Finger umgebogen, und der schwillt nun unaufhörlich an. Zudem hat das Moped ein paar Schrammen, die Franz scheinbar mehr ärgern als der schmerzende Finger. Nach einem weiteren Reparaturversuch durch den freundlichen Tankwart steuern wir in Richtung Hotel. Nur Wolfgang und Elmar warten noch auf den Abschleppwagen, der die Duc nach Cagliari zu einer Vertragswerkstatt bringt. Das Moped soll zwei Tage später wieder repariert sein. Im spärlich belegten Hotel La Caletta verbringen wir dann gemeinsam einen netten Abend, nicht nur mit Wunden-Lecken.

Die letzte Übernachtung auf Sardinien haben wir in Alghero gebucht, die grobe Richtung lautet also wieder Norden. Elmar, der erneut auf Wolfgangs Sozius Platz genommen hat, liefern wir in Oristano am Bahnhof ab. Er will per Zug nach Cagliari, um sich darum zu kümmern, dass die angekündigte Reparatur auch termingerecht abgeschlossen wird. Die verbliebenen Acht machen einen Schwenk übers Inselinnere. Vorbei am p14 Lago Omodeo geht es über abenteuerlich kurvige und holprige Strecken nach Boso, ab wo wir uns weiter an der Ostküste entlang hangeln. Allerdings ist es heute mit ca. 35 Grad schon wirklich heiß und wir freuen uns, als wir das luxuriöse Hotel El Faro erreichen. Astrid und ich gehen gleich mal zur Entspannung über, während die Anderen noch einen Ausflug zur Grotta di Nettuno unternehmen. Uns ist das, angesichts der 654 Treppenstufen bis zum Eingang der Höhle, zu viel der Mühe. Das Abendessen im noblen Restaurant ist zwar gut, aber wir fühlen uns hier irgendwie nicht so recht willkommen. Außerdem fehlt uns Elmar, der einen einsamen Abend in Cagliari zubringen muss. Wir machen das Beste draus und schließen den Abend in einer Männerrunde, bei einem gepflegten Glas Whisky ab.
Tags drauf fahren wir in entspanntem Zick-Zack-Kurs über den Nordwest-Zipfel der Insel. Nach einem Abstecher über Monteleone geht es nordwärts bis Sassari und dann weiter bis Laerru, wo wir wir einen längeren Stopp einlegen und uns anschließend von Petra und Thomas verabschieden. Die beiden treffen sich abends in Olbia mit Elmar, der nun wieder motorisiert ist, aber die Autobahn nutzen muss, um die gebuchte Fähre nach Livorno noch zu erreichen. Wir tuckern in Ausgangsbesetzung an der Nordküste entlang ostwärts bis Porto Torres, wo abends unser Schiff Richtung Genua ablegt.
Ordentlich ausgeschlafen treten wir am nächsten Morgen die Rückfahrt in die Heimat an, bei der wir sogar noch kurzzeitig nass werden - die einzigen Regentropfen auf der gesamten Tour. Und so endet eine erlebnisreiche Woche mit Freunden auf Sardinien.

Fazit: Mit dieser Truppe, gerne wieder!

Tracks:
Olbia-Arbatax,
Cagliari-Torre dei Corsari (mit Offroad-Abstecher),
Torre dei Corsari-Alghero,
Alghero - Porto Torres

© 2016/2017 Christoph und Astrid Dexheimer, http://www.ChDex.de
Einzelne Fotos © Wolfgang Moser, Franz Moser