Reiseurlaub
Usbekistan 2015
www.chdex.de
(p) 13.09.15


 
Manche Reisen muss man nicht mit dem Motorrad... ach nein, dass hatten wir schon.
Diesmal allerdings noch zutreffender: Usbekistan mit dem (eigenen) Motorrad
wäre schon ein Wagnis. Es ist weit weg, man kommt schwer rein (wenig-
stens mit dem eigenen Fahrzeug) und es ist reichlich heiß
(wenigstens im Sommer)

 
Und so haben wir uns wieder zu einer geführten Reise mit Flugzeug, Bahn und Bus entschieden. Der Reisezeitpunkt in Frühjahr war gut gewählt, denn schon wenige Wochen später wird es in Usbekistan für Mitteleuropäer unerträglich heiß. Der Reiseanbieter Globalis Erlebnisreisen hatte uns gut informiert und die Visa und Einreiseformulare rechtzeitig organisiert.

Bildergalerie

Wie bei den Berichten von unseren Motorrad-Touren, haben wir eine Reihe von Bildern zusammengestellt, die man mit der Floatbox ansehen kann. Einfach eines der Bilder auf dieser Seite anklicken und man kann sich mit den Blättertasten durch alle Fotos wühlen. Dies ist der erste Bericht mit Bildern von der (neuen) DSLR. Einstieg

Reisetagebuch

Am Nachmittag des 29.04. machen wir uns ganz gemütlich mit dem Bummelzug auf den Weg zum Stuttgarter Flughafen. Unser Flieger nach Istanbul geht erst um 18 Uhr. Zusammen mit 3 Stunden Zeitverschiebung kommen wir gegen 6 Uhr am nächsten Morgen in Taschkent an und natürlich sind wir heftig unausgeschlafen.
p04 Die erste Hürde besteht darin, den Flughafen zu verlassen: Zuerst klemmt es an der Gepäckausgabe dann an der Zollabfertigung[1]. Doch gegen 8 Uhr sitzen wir schließlich im bequemen Reisebus, der uns ins Hotel bringen soll. Hier lernen wir auch den Reiseleiter Dilshod und unsere Reisegefährten kennen - die Gruppe besteht aus gerade mal 8 Personen, und die scheinen alle ganz erträglich zu sein. Sogleich tauschen wir stapelweise Geld um, genauer gesagt 100 Euro in 300.000 So'm (sprich "Sum"), ein guter Kurs. Nach Bezug der sehr gut ausgestatteten und sauberen Zimmer und einem kurzen Snack geht es gleich mit dem Besichtigungsprogramm los. Tja, das wird kein Erholungsurlaub. Die Führung durch das Zentrum von Taschkent bringt uns zum Staunen. Wunderschön angelegte Parks und Alleen, gepflegte Wege und Straßen mit zahlreichen Grünflächen, alles sehr vertraut und westlich geprägt - wir hatten es uns deutlich orientalischer p07 vorgestellt. Die Regierungsgebäude, Hochschulen und Theater, die wir sehen, würden auch in einer europäischen Stadt nicht auffallen. Das liegt sicher auch ein gutes Stück weit daran, dass Taschkent nach einem schweren Erdbeben 1966 neu aufgebaut wurde. Erst die beiden Medrese (Koranschulen), die wir besichtigen, geben uns dann doch das Gefühl, in einem islamischen Land zu sein. Nach dem Besuch eines großen Bazars sind wir uns dessen dann sicher.

p12 Um dem Untertitel der Reise "Unterwegs auf der Seidenstraße" gerecht zu werden, geht es bereits am nächsten Morgen mit dem Zug weiter nach Samarkand. Der Schnellzug "Afrosiab", den wir laut Planung nehmen sollen, wurde allerdings kurzfristig für offizielle Zwecke benötigt und wir fahren mit einem langsameren Zug - so zieht die hübsche, grün-braune Landschaft mit Bergen im Hintergrund nicht so schnell vorbei, das hat auch seine Vorteile. In Samarkand geht der Besichtigungsmarathon gleich mit der Totenstadt Shai-i Sinda weiter. Die Vielzahl der der gut erhaltenen und gepflegten Mausoleen ist faszinierend. Auch unsere Mitreisenen, die teils bereits in islamischen Ländern unterwegs waren, sind tief beeindruckt. Gleich im Anschluss fahren wir zum Observatorium des Astronomen und Fürsten Ulugh Beg aus dem 15. Jahrhundert. Die Ausgrabungsstätte, die den monströsen Sextanten zeigt, wird von einem kleinen Museum ergänzt. Unser belesener Reiseleiter Dilshod erläutert uns in gutem Deutsch die Zusammenhänge und Probleme der damaligen Zeit. Er ist ein wunderbarer Geschichten-Erzähler, das beweist er auch beim Besuch der historischen Papiermanufaktur. Papier wurde hier in Samarkand schon im 8. Jahrhundert aus Fasern des Maulbeerbaums hergestellt.
 
p26 Die Zeit vergeht wie im Flug: wir sind schon bei Tag 3, den wir komplett in Samarkand verbringen. Unser erstes Ziel ist die riesige Moschee Bibi-Khanum. Emir Timur, der umstrittene Nationalheld der Usbeken, ließ die Moschee zu Ehren seiner Lieblingsfrau »Bibi Chanum« Anfang des 15. Jahrhunderts bauen, nicht zuletzt um seinen unbegrenzten technischen und finanziellen Mitteln Ausdruck zu verleihen. Diverse Erdbeben haben zwar einen erheblichen Teil der Gesamtanlage zerstört aber das übrig gebliebene ist immer noch sehr imposant. Wem es mehr nach Einkaufen zu Mute ist, findet direkt nebenan den Siyab Basar, der mit einem breiten Sortiment von Gewürzen und Tee über Süßkram bis hin zu Kleidung jeder Art zum Bummeln einlädt. Erst nach einer guten Stunde ziehen wir weiter zu einem Highlight der Reise, dem Registan-Platz. Spätestens hier laufen uns wirklich die Augen über: die drei Medresen, die den Platz einrahmen sind ca. 40 Meter hoch und eine ist großartiger als die andere. Wir nehmen uns natürlich Zeit für eine ausführliche Besichtigung und schießen diverse Fotos.
Abends begleitet uns Dilshod noch zu einem bunt beleuchteten Brunnen, der mit herrlichen Wasserspielen hunderte von Leuten anzieht. Die Gesichter der Einheimischen sind entspannt und fröhlich, sie scheinen sich in ihrem Land wirklich wohl zu fühlen.
 
Und schon verlassen wir Samarkand und machen uns auf den Weg nach Buchara. Den ersten Stopp auf der gut 250 km langen Busfahrt machen wir in einem kleinen Dorf, wo wir sofort von Kindern und Müttern umringt sind, die uns ihre Handarbeiten zum Kauf anbieten.
p38 Hier bekommen wir einen glaubwürdigen Einblick in das Leben auf dem Lande, das sich (wie nicht anders zu erwarten) enorm vom Stadtleben unterscheidet. Lehmhäuser ohne fließendes Wasser und Heizung sind gang und gäbe - die zur Sowjetzeit kostenfreie Gasversorgung wurde eingestellt, geheizt und gekocht wird mit Mistkugeln. Die Menschen machen trotzdem einen lebensfrohen Eindruck, wie sie sich aber wirklich fühlen, erfahren wir vermutlich nicht.
p44 Den zweiten Stopp legen wir in Shahrisabz ein, der Geburtstadt von Emir Timur. Bei ca. 35 Grad im Schatten (den wir meist vergeblich suchen) spazieren wir durch die gerade im Bau befindlichen Parkanlagen und sehen uns einige Highlights der Stadt, wie den "weißen Palast" Oq Saroy und die Amir-Timur-Statue an. Die alten, kleinen Häuser in der Umgebung des Parks werden gerade systematisch platt gemacht und weichen weiteren Park- sowie modernen Wohnanlagen. Die Bewohner werden kostenfrei umgesiedelt. Das sieht aus unseren Augen nach einer positiven Entwicklung aus.
Nach einer weiteren Etappe im Bus erreichen wir an Spätnachmittag Buchara. Die quirlige Stadt, deren alter Kern zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, empfängt uns mit volksfest-ähnlicher Stimmung. Nach dem Abendessen flanieren wir durch die Straßen und trinken zum Abschluß ein leckeres Bierchen am zentralen Wasserreservoir "Labi Hauz", das wundervoll beleuchtet ist.
Buchara bietet solch eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, dass wir den nächsten Tag nur hier zubringen. Beim Stadtrundgang besichtigen wir verschiedene Mausoleen, die Ark-Zitadelle, die p53 Bolo Hauz Moschee und den Poi-Kalon-Komplex mit der Kalon-Moschee, deren 46 Meter hohes Minarett das Wahrzeichen der Stadt bildet. Es ist einfach so fantastisch hier, dass keine Sättigungseffekte auftreten, obwohl wir uns eigentlich immer wieder Moscheen und Koranschulen ansehen. Die Handelsgewölbe, in denen neben Kleidung und Schmuck auch jede Menge Souvenirs angeboten werden, runden die Tour ab. Hier statten wir auch einem lokalen Teppichhändler einen Besuch ab, der Pflichtteil einer jeden Orient-Reise.
Das Abendessen genießen wir heute in der Medrese Nadir Devon Begi, einer früheren Karawanserei, wo wir mit einer Folklore-Vorführung und einer Modenschau bespaßt werden. Die Reiseleitung lässt einfach keine Wünsche offen.
 
Morgens drauf sehen wir uns die Chor-Minor-Moschee, die sich, allen Informationen nach, am indischen Taj Mahal orientieren soll - nun ja, hübsch ist sie jedenfalls auch. Nach einem Besuch der Sommerresidenz Sitorai Mohi Hosa setzen wir uns in den Bus und starten Richtung Chiwa.
p69 Die gut 450 km lange Strecke führt zu einem Großteil durch die Wüste Kizilkum. Auch wenn hier noch der eine oder andere Busch wächst, so beeindruckt uns die lebensfeindliche Umgebung doch sehr. Erst abends erreichen wir die Oasenstadt Chiwa und vertreten uns die Füße bei einem Spaziergang durch das langsam in der Dämmerung versinkende Museums-Areal. Die über 2500 Jahre alte Ansiedlung, direkt an der Seidenstraße, erschließt sich in ihrer ganzen Pracht aber erst am nächsten Tag.
 
p77 Nach einigen geführten Besichtigungen schlendern wir gemeinsam mit einer Vielzahl von Touristen durch die autofreien Straßen und Gassen und lassen die wunderbare Architektur auf uns wirken, erwerben das eine oder andere Souvenir und treffen uns erst abends wieder bei einem gemütlichen Essen in einem kleinen Restaurant.

Und da kommt es auch schon - das abruppte Ende unserer Reise. Nach dem Essen fahren wir zum Flughafen in Urgench und nehmen die 21-Uhr-Maschine nach Taschkent, dem Ausgangspunkt der Tour. Gegen Mitternacht sind wir im Hotel, das wir nach knapp 4 Stunden Schlaf und einem kurzen Frühstück bereits um 5 Uhr wieder verlassen und den Flughafen erneut ansteuern. Nach einer Zwischenlandung in Istanbul, bei der wir 4 Stunden Aufenthalt haben, können wir uns ausgiebig von unseren lieb gewonnenen Reisegefährten verabschieden. Es war ein anstrengender aber auch sehr schöner Intensiv-Urlaub.  
 
Unser Fazit

Usbekistan ist, neben der Türkei, das einzige islamische Land das wir bisher besucht haben. Nachdem man aus den Nachrichten derzeit fast nur negative Geschichten von radikalen Islamisten hört und sieht, war das eine sehr positive Erfahung - die hatten wir zwar schon irgendwie erwartet, aber die Besätigung hatte uns noch gefehlt. Land und Leute waren uns sehr sympathisch. Wir kamen uns jederzeit sicher und gut aufgehoben vor, was bestimmt auch ein Verdienst unseres engagierten Leaders Dilshod war. Also: eine klare Empfehlung.
 
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[1] Die Zollabfertigung umfasst eine Erklärung der eingeführten Waren und Sorten (Bargeld). Diese muss in doppelter Ausführung bei der Einreise vorgezeigt und abgestempelt werden. Ein Exemplar muss dann aufbewahrt und bei der Ausreise durch ein weiteres Formular ergänzt werden, auf dem die ausgeführten Waren und Sorten erklärt werden. So will man wohl erkennen, wieviel Geld im Land bleibt.

© 2015 Christoph und Astrid Dexheimer, http://www.ChDex.de