Die Dolomiten haben wir bis jetzt, mehr oder weniger, immer nur gestreift.
Dies soll sich nun ändern, denn wir haben die restlichen 5 Tage unseres
Urlaubs für die Dolomiten eingeplant.
Pässejagd, zweiter Teil
Nachdem wir es in der Schweiz auf 7 Pässe an einem Tag gebracht haben,
wollen wir uns heute auf 10 steigern, allerdings sind drei davon deutlich
unter 2000m, zählen also fast nicht
(Karte).
Bei der Überquerung des Campolongo (1875m) sind wir noch etwas verschlafen
und der Pass ändert daran auch nicht viel, nur ein paar müde Kehren nach
Corvara.
Doch das nun folgende Pordoijoch (2239m, DKZ 287) lässt unsere Bikerherzen
schneller schlagen: breite Straße mit gutem Belag, eng aufeinanderfolgende
Kehren; nur leider jede Menge Verkehr. Der San-Pellegrino-Pass (1919m) ist
dagegen wieder recht langweilig, mehr oder weniger geht's hier immer
geradeaus, das aber mit beträchtlichen Steigungen. Erst hinab Richtung
Falcade wird es etwas kurviger. Es folgen Passo di Valles (2031m) und
Passo di Rolle (1972m), wobei letzterer eine großartige Kurvenvielfalt
bereithält, leider auch hier wieder bergabwärts. Passo di Cereda (1369m),
Forcella Aurine (1299m) und Passo Duran (1601m) sind für uns heute nur die
notwendige aber langwierige Überleitung zum Passo di Giau (2233m, DKZ 274),
den ich bereits vor 3 Jahren kennen und schätzen gelernt habe. Die sehr
abwechslungsreiche Streckenführung und der meist gute Belag lassen mich die
Grenzen des Metzler MEZ4 ausloten - Adrenalin ahoi. Das fantastische
Bergpanorama am Gipfel sollte man sich ebenso wenig entgehen lassen.
Den restlichen Weg zum Campingplatz durch die Geröllwüste des Passo di
Falzárego (2105m) genießen wir in ruhiger Fahrt, wir haben heute schon
genug Gas gegeben. Bleibt nur zu bemerken, dass die 250 km-Runde in der
Gegenrichtung noch interessanter zu fahren gewesen wäre. Zugegeben: so war
es auch auf dem Tourenvorschlag gestanden.
Eine kleine? Täler-Runde
Auf Grund der Hitze wollen wir heute nur eine kleinere Runde drehen. So
fahren wir durch das Gadertal Richtung Norden nach Bruneck und von dort aus
ins Ahrntal an den Neves-Stausee. Sie Auffahrt zum Stausee auf der schmales
Privatstraße (1,50 € Maut) ist recht nett, außer dem mittelprächtigen See
und einem brechend vollen Parkplatz gibt es oben aber nichts sehenswertes.
Also treten wir, nach einem wohlverdienten Eis, die Rückfahrt über Toblach
und das Höhlensteintal an, denn wir wollen noch die Drei-Zinnen-Straße
begutachten. Da ich die Abfahrt nach Misurina verpasse und wir plötzlich in
Cortina stehen, müssen wir schon jetzt den Passo Tre Croci (1809m) nehmen,
aber was soll's. Die Drei-Zinnen-Straße (2320m, DKZ 262) begrüßt uns mit
einer Mautstation, wo man uns pro Bike 8 Euro abknöpfen möchte; ganz schön
heftig für 3 Kilometer Straße. Also lassen wir die TransAlp stehen und
quälen uns zu zweit auf der VFR die steile und kehrenreiche Straße hinauf
zum Parkplatz und Aussichtspunkt.
Hier oben entschädigt uns ein grandioser Ausblick und ein temperamentvoller
Wind trocknet unsere durchgeschwitzten T-Shirts. Hätten wir lauffreudigere
Füße, wäre hier Wandern angesagt.
Zurück geht es nochmals über Tre Croci und Falzárego. Spätestens auf dieser
Passage nerven uns die (bemerkenswerterweise meist italienischen)
Sonntagsfahrer, die auf den unübersichtlichen Straßen kaum schneller als
60 fahren und ständig mitten auf der Piste anhalten. Am Schluss sind es
wieder fast 200 km und wir sind k.o.
Fedáia, Marmolada
Die Vielfahrerei soll ein Ende haben, wir planen heute Sightseeing. Über
Grödner- und Sellajoch
fahren wir zum Passo di Fedáia am Fuße der Marmolada.
An der westlichen Dammkrone, gegenüber der Passtrasse stehen ein paar Häuser.
Hier besichtigen wir ein kleines, aber durchaus sehenswertes Militärmuseum,
das sich selbstverständlich mit den Wirren des 1. Weltkrieges in dieser
Region beschäftigt.
Anschließend besteigen wir den Stehlift, der uns für
7 € pro Nase in eine Höhe von 2650m, an den Fuß des Gletschers bringt,
ein durchaus lohnenswertes Erlebnis. Aber das ist doch noch nicht genug für
einen Tag, also schlagen wir einen Haken über Falcade und Moena zum
Karerpass. Nach einem kurzen Stop am Karersee (traumhaft) cruisen wir weiter
unterhalb des Rosengartens über den Nigerpass (1688m, kaum der Rede wert)
bis Kastelruth. Landschaftlich ist diese Strecke sehr schön aber
fahrtechnisch eher langweilig. Nach Grödnertal und -joch sind wir wieder
am Campingplatz.

Am folgenden Tag sind wir schon wieder nicht in echter Motorradfahrlaune.
Zusammen mit Helmut und Beate, die wir in den letzten Tagen kennen gelernt
haben, wollen wir die lange Kabinen-Seilbahn von Malga Ciapela auf die
Marmolada fahren. Mit zweimaligem Umsteigen kommen wir so in eine Höhe von
knapp 3300m (neuer Dexheimerscher Rekord) und genießen eine atemberaubende
Aussicht.


Das erste mal können wir die Wolken von oben betrachten, ohne in einem
Flugzeug zu sitzen. Bei strahlendem Sonnenschein waten wir durch den Schnee,
während ein paar Ganzjahreswintersportler mit Showboards die Gletscherpiste
hinunterfahren. Der heftige Temperaturunterschied zur Talstation und die
dünne Luft lassen uns nach einer guten Stunde die Rückreise antreten. Über
Pordoi und Campolongo lassen wir es nochmal ein wenig krachen, schließlich
ist es die letzte Gelegenheit, ohne Gepäck zu fahren - morgen wollen wir
wieder Richtung Heimat aufbrechen.


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