Die Hochpyrenenäen
Nach einer Nacht in durchgelegenen aber warmen und trockenen Betten
entschieden wir aufgrund des durchwachsenen Wetters, die TransAlp stehen
zu lassen und uns mit der Varadero auf den Weg nach Lourdes zu
machen. Nun sind wir ja beide nicht gerade
eingefleischte Kirchgänger, aber diesen »Heiligen Trubel« wollten wir
uns doch einmal aus der Nähe ansehen. Wir waren leicht entsetzt, wie sehr
hier der Gott "Mammon" angebetet wird, aber es machte auch Spaß, im Cafe
zu sitzen und das Treiben zu beobachten.
Nachdem wir genug gesehen hatten, fuhren wir zur
Grotte de
Betharram, einer 5-stöckigen Grotte, die absolut sehenswert ist.
Einem Gebäude nicht unähnlich, entstanden durch
unterirdische Flüsse im Laufe der Jahrtausende fünf "Stockwerke"
übereinander. Gut 2 km lang geht es streckenweise mit einer Kleinbahn und
einem Kahn durch eine bizarre Unterwelt. Durch einen schmalen Gang geht es
80m steil abwärts zur vierten und fünften Etage der Grotten. Hier an der
tiefsten Stelle hat man gut 800m Fels über sich.
Nachdem wir wieder im Hotel waren, veranstalteten wir ein Picknick mit Käse
und Oliven in der Sitzecke und schauten durchs Fenster dem wieder
erstarkten Regen zu.
Für die Pässejagd, auf die wir uns schon lange gefreut hatten, zeigte
sich der Himmel wieder gutmütiger. So starteten wir bei strahlend blauem
Himmel, aber frostigen Temperaturen Richtung Col du Tourmalet
(2115m, der Klassiker der Tour de France).
Die anfangs relativ langweilige Ostrampe steigert ihren Reiz auf den
letzten Kilometern durch wunderbare Ausblicke auf einige der höchsten Berge
der Pyrenäen. Auf dem Gipfel lag die Temperatur um den Gefrierpunkt
(geschätzt - der Thermometer an der VFR war schon sehr praktisch) aber das
war nicht der einzige Grund für eine Gänsehaut, denn die Morgenstimmung mit
Nebelschwaden an den Hängen bescherte uns unvergessliche Eindrücke. Die
Abfahrt nach Luz-St.-Sauveur kam uns schon fast abenteuerlich vor.
Die Piste hängt hier in alle erdenklichen Richtungen und der Belag ist
auch nicht gerade optimal -
ein Spaßmacher!
In gemütlicher Gangart nahmen wir das Pässepaar Col de Soulor (1474m)
und Col d'Aubisque (1709m) in Angriff. Landschaftlich war auch das
herausragend, besonders der Abschnitt zwischen den Pässen, der mit den
schönsten Ecken in den Alpen locker mithalten kann.

Der Col de Pourtalet (1794m) brachte uns dann südwärts nach Spanien.
Bei Biescas bogen wir Richtung Ordesa Nationalpark ab. Auf
teilweise grausig schlechten und
schmalen aber absolut fahrenswerten Sträßchen kann man hier den Rand
des Parks streifen und viele schöne Blicke auf die schroffen Berge rund um
den Monte Perdido, mit 3355m dritthöchste Erhebung der Pyrenäen,
erhaschen. Diese Gegend erinnerte uns ein wenig an die Dolomiten, nur mit
weniger Verkehr
[Routenkarte].
Die Rückfahrt nach Bagneres wäre dagegen schon fast langweilig gewesen,
wenn wir nicht auf der Passhöhe des Col d'Aspin eine
wunderbare
Abendstimmung erleben konnten.
Um noch etwas für die körperliche Ertüchtigung zu tun, legten wir noch
einen »Wandertag« ein. Nachdem wir nochmal über den Col de Tourmalet
gedüst waren, zweigten wir in Luz Richtung Gavarnie ab.
Gavarnie ist eines der höchstgelegenen Bergdörfer der Region (1365m) und
der Cirque de Gavarnie eines der bekanntesten
Naturschauspiele Frankreichs. Vier Dreitausender reihen sich hier
aneinander und bilden einen gewaltigen Halbkreis mit bis zu 1400m steil
aufragenden Felswänden und etlichen Wasserfällen. Unter ihnen ist auch der
Grand
Cascade,
mit 422m Fallhöhe sogar der höchste Kaskadenwasserfall Europas.
In Gavarnie wärmten wir uns erst mal bei Kaffee auf und machten uns dann
auf den Weg zum Cirque. Für diesen Trip hatten wir Wanderhose und -schuhe
eingepackt, damit wir die gut einstündige Wanderung bis zum Berggasthaus
auch wirklich genießen konnten. Der Weg bis zu den Felswänden erschien uns
zu weit für unseren Trainingsstand.
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Wer rastet, der rostet. Unter diesem Motto machten wir uns (wieder auf den
Mopeds) noch auf den Weg zum benachbarten Cirque de Troumouse.
Über eine schmale und heftig steile

Mautstraße kann man hier bis in die Mitte
eines Kessels fahren, der die Bezeichnung "Cirque" eindeutig mehr verdient
als Gavarnie. Um den Blick auf dem Panoramafoto zu bekommen, muss man sich
um deutlich mehr als 180 Grad drehen, ich habe 6 Aufnahmen benötigt, wow.
Abends trafen wir uns mit Jürgen und Martin (die wir am Mittag wir in
Gavarnie kennen gelernt hatten) auf eine Pizza. Jürgen hatte viele
Mopedstories auf Lager, so dass uns keine Minute langweilig wurde. Somit
hatten wir einen schönen Ausklang für unseren Urlaub, denn am folgenden
Tag machten wir uns wieder auf den Rückweg in die Heimat.
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